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Beziehungsaufbau ist wichtig. Ganz gleich, ob im Büro, auf der Baustelle, in der Nachbarschaft oder im Sportverein. Im alltäglichen Zusammenleben fällt vieles leichter, wenn man einander kennt, vielleicht auch einschätzen kann; wenn im oft so hektischen Alltag neben fachlichen Problemstellungen oder kognitiven Lerninhalten auch persönliche Dinge einen Platz finden. Aufmerksam zuhören, ehrliches Interesse zeigen, hier und da auch mal nachfragen, sich ein Stück weit verletzlich zeigen – Kleinigkeiten, die meist Großes bewirken können.
So auch in Siedlungen oder Mehrparteienhäusern. Innerhalb der Nachbarschaft. Es sind diese kleinen Details, auf den ersten Blick oftmals unwichtig erscheinende Hintergrundinformationen, die am Ende zu mehr Rücksichtnahme und Verständnis führen.
Die Nachbarin hat vorgewarnt. Heute und morgen wird umgebaut. Die neue Küche kommt. Das laute Bohren, das Hämmern und Hantieren wird auf einmal zum kaum beachteten Betriebsgeräusch. Die ehemalige Gereiztheit, die Wut auf den Lärm weicht dem Verständnis, der Nachsicht. Ich kann mich darauf einstellen, vielleicht auch Vorkehrungsmaßnahmen treffen, die Zeit auswärts verbringen. So könnte auch die zuvor angekündigte Party oben auf nachsichtigere Ohren stoßen. Miteinander reden, sich absprechen hilft wirklich.
Was für die Nachbarschaft gilt, kann auch im Büro, im Verein oder im Bildungsbereich Einsatz finden. Vor allem im schulischen Kontext stellt sich dabei jedoch immer wieder die Frage nach der Umsetzbarkeit.
Ist der Aufbau einer tragfähigen, stabilen Beziehung zwischen einer einzelnen Lehrperson und – sagen wir – 25 individuellen Kindern einer Klasse im täglichen Schul-Alltags-Stress überhaupt möglich?
Viele good-practice Beispiele aus dem Workshop-Alltag des Bildungsteams zeigen nicht nur, dass es grundsätzlich machbar ist, sondern auch, dass sich – Stichwort „Umwegsrentabilität“ – also der Zeitaufwand, der in diesen Beziehungsaufbau fließt, lohnt und sich dadurch so manche Herausforderung des Miteinander leichter bewerkstelligen lässt. So begrüßt eine Lehrerin in einer Volksschule jedes ihrer Kinder einzeln. Meist mittels Handschlag und immer mit einer individuellen Frage verbunden. Da geht es um die trächtige Katze, das Wochenende bei Oma, der Streit mit dem Geschwisterchen. Oft haben aber auch die Kinder eine Frage an ihre Lehrerin. Alles in allem dauert dieses Ritual nur ein paar Minuten. Besteht einmal mehr Redebedarf, wird auf die Pause vertröstet.
Prof. Barry White Jr. begrüßt jedes Kind mit einem individuellen Handschlag
Als Beobachterinnen dieser Szenerie wurde dem Bildungsteam das große Vertrauen der Kinder in ihre Lehrerin deutlich. Hier war es den Kleinen offenbar möglich, Dinge aus ihrem Alltag zu erzählen, auf offene und vor allem aufmerksame Ohren zu stoßen. Wichtig ist dabei, dass auch Lehrende von sich erzählen, Erfahrungen, bereits Erlebtes mit ihren Schützlingen teilen und so eine Beziehung schaffen, die stark macht für die Herausforderungen des Schul- und Lernalltags.
Von: Biene
22. März 2018
Bild: Grafik: Christina Hauszer
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