14 Milliarden Menschen.
815 Millionen Menschen. Fast hundert Mal so viele, wie Österreich Einwohner zählt. Eine unvorstellbare Zahl und dennoch steht sie da. Schwarz auf Weiß. Man kann die Augen zumachen, wegschauen, versuchen zu vergessen, das alles ignorieren. Ändern wird sich dadurch nichts. Die Zahl bleibt und mit ihr die an Hunger leidenden Menschen, für die sie steht. Auf der gegenüberliegende Seite: Andere Ziffern, die ob ihrer Bedeutung mindestens genauso unbegreiflich sind. Würden wir unsere Lebensmittel nämlich tatsächlich auch als solche nutzen und sie weniger für Tierfutter oder als Energielieferanten in Form von Biosprit oder Strom einsetzen, könnte die Weltbevölkerung fast zwei Mal ernährt werden. 14 Milliarden Menschen wären versorgt, hätten ausreichend zu essen, es gäbe genug für alle. Weshalb passiert dann nichts? Es muss doch endlich etwas unternommen werden! Richtig! Doch dafür ist jeder Einzelne gefragt. Du. Ich. Sie. Er. Irgendwer muss schließlich den Anfang machen.

2000 Quadratmeter für alle.
Es gibt genug. Noch. Würden wir heute das gesamte Ackerland, alle Wiesen und Weiden durch die Weltbevölkerung teilen, stünden jedem von uns 2000 m² Acker und 4500 m² Weideland zu. Überschaubar, aber immer noch ausreichend. Auf der Ackerfläche müsste somit all das Platz finden, was wir zum Leben brauchen. Getreide, Reis, Gemüse, Obst, Speiseöl, aber auch das Tierfutter, wenn die Weide alleine nicht reicht, die Baumwolle für unsere Kleidung, Genussmittel wie Tabak, Kaffee, Kakao aber auch der Bio-Diesel für das Auto, das Biogas für den Strom, die Wärme.
Dass sich das alles tatsächlich ausgeht und auf so einem Areal auch weitaus mehr wächst, als man in einem Jahr verbrauchen könnte, zeigt das von der Zukunftsstiftung Landwirtschaft initiierte Projekt „Weltacker – 2000 m² für alle“ in Berlin Marzahn. Hier wird veranschaulicht, was weltweit wächst.

Auszug aus der Informationsbroschüre des Projekts Weltacker – 2000 m² für alle

Der Weltacker zeigt maßstabsgetreu wie viele Hektar Ackerfläche der Erde mit welchen Pflanzen bestellt werden. Auf der Hälfte unseres Weltackers wachsen nur vier Pflanzenarten: Weizen, Mais, Reis und Sojabohnen. Bis auf den Reis werden die großen Monokulturen der Welt nur zum kleineren Teil direkt als Lebensmittel verarbeitet. Der größere Teil wird an Tiere verfüttert oder in Sprit, Energie und Industrierohstoffe umgewandelt. Obst und Gemüse wachsen auf weniger als jeweils fünf Prozent des Weltackers”

 

7 Milliarden bestimmen.
Wir entscheiden. Im Supermarkt, im Restaurant, beim Essenbestellen. Mit jedem Einkauf bestimmen wir, was auf unseren 2000 m² wächst, wie viel, wo und in welcher Qualität weltweit angebaut, produziert wird. Wir entscheiden. Meist nicht ohne Folgen.

Autofahrerinnen und Autofahrer, die die Umwelt nicht vollends schädigen möchten, tanken oftmals Bio-Diesel. Der scheinbar grüne Sprit mag umweltfreundlicher sein, platz- und ressourcenverschwendend ist er aber allemal. Würden wir unsere 2000 Quadratmeter hier in Österreich ein Jahr lang nur mit Raps bestellen und diesen im nächsten Jahr ausschließlich für unsere Fahrzeuge nutzen, müssten wir unser Auto nach etwas mehr als drei Monaten wieder in die Garage stellen. Der Raps-Jahresertrag eines 2000 Quadratmeter Feldes ermöglicht eine Reichweite von etwa 3.875 km. Dann wäre Schluss und wir hätten noch nicht einmal etwas gegessen. Im Vergleich dazu fahren du und ich in Österreich durchschnittlich 13.900 km im Jahr. Mehr als dreieinhalb so viel, als uns eigentlich zustünde. Wir nutzen Ackerfläche, die uns nicht gehört, nutzen das Essen Anderer zur Fortbewegung. Irgendwo anders auf dieser Welt geht jemand leer aus. Irgendwo anders auf dieser Welt geht jemand heute hungrig zu Bett.

Ähnlich ineffizient verhält es sich bei der Fleischproduktion. Vor allem dann, wenn sie so betrieben wird, wie heute. Füttern wir unsere Nutztiere mit Getreide, Kartoffeln, Mais oder auch das – für mageres Fleisch oft eingesetzte – Soja, verlieren wir Ackerfläche für unsere eigene Ernährung. Immerhin vertilgen Schwein, Rind und Co. riesige Mengen Futter, um das von uns gewünschte Schlachtgewicht zu erreichen. In Kalorien gesprochen, würden zehn pflanzliche Kalorien benötigt werden, um eine einzige Fleischkalorie zu erzeugen. Anders wäre es hingegen, wenn wir unsere Tiere hauptsächlich mit Gras, Heu von den 4500 Quadratmetern Weideland fütterten. Die Fläche würde gut genützt werden, die Gräser könnten wir ohnehin nicht essen. Dafür müssten unseren Fleischkonsum jedoch um ein Vielfaches reduzieren. Die Mengen, die wir heute in uns hineinstopfen, sind für die weltweite Ernährung schon lange nicht mehr tragbar.

Wir müssen uns also entscheiden. Jeden Tag aufs Neue. Bewusst und nachhaltig. Und uns unsere persönlichen 2000 Quadratmeter immer wieder vor Augen führen. Wie viel Fläche war es heute?

Quellen:
Informationen über das Projekt “Weltacker – 2000 m² für alle”
Ackerführung auf dem Weltacker

Fahrverhalten in Österreich

Von: Biene

10. Januar 2018

Bild: Christina Hauszer

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