Ob Zigarettenrauch, Müll oder der Duft angebrannter Zwiebeln im Stiegenhaus – unangehme Gerüche sind auch ein Thema in der Nachbarschaft. Aber nicht alles was ich als störenden Geruch wahrnehme, trifft automatisch auf Konsens bei meinem Gegenüber.

Unsere Nase ist ein sensibles und zugleich raffiniertes Organ. Mit ihm vermögen wir Erinnerungen aus unserer Kindheit abzurufen, die unser Gehirn nur in Verbindung mit bestimmten Gerüchen abgespeichert hat. Im Alltag ist es oft der Duft von Kaffee am Morgen, der unsere Lebensgeister weckt oder der süßliche Duft von Vanille und Zimt, der uns unweigerlich in Weihnachtsstimmung versetzt. Und wenn uns jemand nicht sympathisch ist, wir ihn nicht an uns heran lassen wollen, dann können wir ihn einfach nicht „riechen“.

Auf Gestank reagieren

Aber oft sind wir Gerüchen ausgesetzt, denen wir uns nicht entziehen können. Gerüche, die bis an unsere Wohnungstüre dringen oder sich gar in unseren eigenen vier Wänden festsetzen. Menschen, die in Wohnanlagen leben haben sicherlich schon mal streng riechende Küchendämpfe vom Nachbarn im Stiegenhaus wahrgenommen, oder sich über die ein oder andere strenge Duftnote im Lift gewundert. Noch schlimmer ist es, wenn wir den eigenen Wohnraum mit frischer Luft füllen möchten und sich darin stattdessen der Rauchqualm des Nachbarn darunter ausbreitet. Wird dies zu einem Dauerzustand, ist es in jedem Fall ratsam das persönliche Gespräch zu suchen und auf das Problem aufmerksam zu machen. Nur so wird auch die Möglichkeit geschaffen etwas an der Situation zu verändern, um eine individuelle, für beide Parteien passende Lösung zu erzielen. Schwer gesundheitsgefährdende Gerüche, die aus der Nachbarswohnung dringen und die auf eine grobe Verwahrlosung schließen, erfordern einen dringenden Handlungsbedarf. Nicht nur die Polizei, sondern auch das Umweltamt sind hierbei zentrale Anlaufstellen.

Geruch ist nicht immer gleich Geruch

Bild von Phong Bùi Nam auf Pixabay

Deutlich heikler ist jene Situation, in der Gerüche nicht eindeutig identifizierbar sind oder die Wahrnehmungen darüber deutlich auseinandergehen. Unsere Sinne sind so vielfältig und facettenreich wie wir selbst, was bedeutet, dass unser Gehirn auf uns gewohnte Gerüche nicht reagiert, auch wenn sie für andere unangenehm erscheinen mögen. Auf der anderen Seite hat uns Mutter Natur mit der besonderen Gabe ausgestattet, unsere sensorischen Systeme zu schärfen, um auf bestimmte Lebensumstände besser reagieren zu können. So entwickeln beispielsweise Frauen in der Schwangerschaft einen hoch sensiblen Geruchssinn, der manchmal an die Spürnase eines Hundes erinnert. Ein Instinkt, der das Ungeborene vor belastenden Umwelteinflüssen schützen soll. Aber auch neurologische Erkrankungen oder die Einnahme von Medikamenten können unsere Riechleistung nachhaltig einschränken und verändern.

Leiden wir unter einer Situation, in der wir einer permanenten Geruchsbelastung ausgesetzt sind, ist es wichtig darüber zu kommunizieren. Haben wir als Übeltäter unseren Nachbarn im Verdacht und kann dieser das Problem nicht nachvollziehen, ist es vielleicht auch ratsam eine unbeteiligte dritte Partei hinzuzuziehen, um einen etwaigen Konflikt zu verhindern. Das Friedensbüro Graz bietet Unterstützung, damit alle BewohnerInnen wieder entspannt durchatmen können.

 

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Von: Anna

15. Januar 2018

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