Ein großes Mehrparteienhaus in Graz. Ich verteile unsere Karterl mit unserem Nachbarschaftsserviceund Hallo Nachbar-Angebot im Haus, Wohnung für Wohnung.

Ich klopfe an eine Tür. „Hallo, komm rein!“, ruft eine Stimme mir entgegen. Mir ist sofort klar, dass dies eine Verwechslung sein muss, der Herr erwartet sicher jemanden. Ich kann nicht einfach hineingehen. Also warte ich. Nochmals: „Komm rein!“. Ich warte weiter – etwas peinlich berührt von dieser Verwechslung. Die Tür geht auf. Gelassen, freundlich und nicht überrascht begrüßt mich ein Mann. Ob ich einen Kaffee möchte?
Nun bin ich überrascht. Auch wenn er nicht fragt, ich kann nicht anders und erkläre, wer ich bin, was das Friedensbüro ist und wozu ich durch das Haus gehe. Dann bin ich bereit, seine Einladung anzunehmen.

Er wohne seit vielen Jahren mit seiner Familie in diesem Haus. Seine Türe sei immer offen für Besuch, auch die Nachbar:innen können immer kommen. Vor allem eine Nachbarin sei regelmäßig hier, sie sei alleinstehend und freue sich, wenn sie am geselligen Familienleben teilhaben könne. Wir sprechen noch eine Weile, dann beende ich meine Runde durch dieses Haus. Ich bin noch lange bewegt von dieser Begegnung: ich komme als Fremde in ein Haus und werde so offenherzig empfangen.

Es ist außergewöhnlich. Oder ist es vielleicht sogar natürlich?

Spannend wird die Frage vor allem, wenn es einen Neubezug im Wohnumfeld gibt. Wer „soll“ eigentlich wen begrüßen oder willkommen heißen? Und wozu?
Ich habe über meine persönlichen Nachbarschaftserfahrungen nachgedacht und erkannt: egal ob ich diejenige war, die neu eingezogen ist oder ob ich neue Nachbar:innen bekommen habe, ich habe ein Bedürfnis nach Begegnung mit den Menschen in meinem Wohnumfeld. Ich möchte gerne wissen, wer meine Nachbar:innen sind und ich möchte mich zeigen.
Aus neurobiologischer Sicht tut es uns unglaublich gut, wenn wir uns die Zeit nehmen, um vor allem neue Orte und Umgebungen in Ruhe wahrzunehmen. Eine Orientierung in der Umgebung bzw. Nachbarschaft wirkt stabilisierend und gibt Sicherheit.
Und gerade für unseren Wohnraum ist das wesentlich, denn für die meisten Menschen ist Sicherheit eines der wichtigsten Bedürfnisse, die sie sich mit ihrer Wohnung erfüllen möchten.

Wenn Ihnen diese Idee gefällt, dann probieren Sie es aus!
Und weil manchmal aller Anfang schwer ist, begleitet Sie das Nabas-Team gerne dabei.

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Von: Katharina

2. August 2023

Bild: Andy / pixelio.de

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