Dieser Beitrag des Nachbarschaftsblogs nimmt sich der Frage an, wie viele Sprachen und Nationen in der steirischen Landeshauptstadt beheimatet sind und was das für das gemeinsame Zusammenleben bedeutet.

Graz: Eine multikulturelle Studentenstadt – aber nicht nur…

Es ist Anfang Oktober: Für hunderttausende Studenten in Österreich hat nun wieder der Studienalltag begonnen. 59.735 Studierende leben in Graz (Stand: 2. Jänner 2017). Wer das heutige Dasein der multikulturellen Studentenstadt kennt, würde nicht glauben, dass hier einmal weniger als 100.000 Menschen gelebt haben. Und doch: Vor 150 Jahren war das noch der Fall. Etwa im Jahr 1870 überschritt die Einwohnerzahl von Graz zum ersten Mal die 100.000er-Marke und stieg bis in die 1970er-Jahre stetig an – einerseits durch natürlichen Zuwachs und Zuwanderung, andererseits durch die Eingemeindung von Nachbarorten. Letzteres war vor allem im Jahr 1938 nach dem Anschluss Österreichs durch die Nationalsozialisten der Fall. Vom Ende der 1970er-Jahre bis ins Jahr 2001 verringerte sich die Zahl vorübergehend, da viele Grazer in die Umlandgemeinden zogen, seit 2001 gibt es jedoch wieder einen Anstieg bei den Einwohnern mit Hauptwohnsitz in Graz. Die steirische Landeshauptstadt ist somit die am schnellsten wachsende Stadt Österreichs. Insgesamt haben 286.686 Personen ihren Hauptwohnsitz in Graz (Stand: 1. Jänner 2017), inklusive Nebenwohnsitze (33.473) und Obdachlose (428) kommt man auf 320.587 Einwohner. Graz ist von den Einwohnern her gesehen die zweitgrößte Stadt Österreichs – und eine mit vielen Communities.

Im Jahr 1855 lebten rund 60.000 Menschen in Graz. Aufzeichnungen über die Bevölkerungsentwicklung gibt es jedoch bereits seit Ende des 13. Jahrhunderts – u. a. beim Statistikamt der Stadt Graz.

Kulturelle und sprachliche Vielfalt in Graz

Von den 286.686 Einwohnern sind 224.680 ÖsterreicherInnen. 30.731 stammen aus dem EU-Ausland, die restlichen 31.704 sind Nicht-EU-Bürger. Schaut man sich die Liste der Bürger aus dem Ausland an, so fällt auf, dass eine große ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt in der Stadt an der Mur herrscht. Insgesamt leben Menschen aus 163 Nationen in Graz, die 150 verschiedene Sprachen sprechen. Am häufigsten vertreten sind die Rumänen mit 6.453 Personen, gefolgt von den Deutschen und Kroaten mit jeweils knapp über 6.000 Personen, die ihren Hauptwohnsitz in Graz haben. Aber auch Türken, Slowenen, Italiener, Serben, Syrer, Nigerianer, Polen, Bulgaren, Spanier, Chinesen, Ägypter, Griechen, Franzosen, Schweizer und Portugiesen finden sich in Graz. Kulturelle Vielfalt wird hier also großgeschrieben – und sie wird wachsen. Bis zum Jahr 2034 werden um 46.590 Menschen mehr in Graz leben, die Prognosen gehen dann von insgesamt 329.069 Menschen aus, die in Graz ihren Hauptwohnsitz haben werden, so das Integrationsreferat Graz. Nähere Informationen zu den aktuellen Communities in Graz finden Sie in der folgenden Infografik.

© Magistrat Graz – Präsidialabteilung Statistik

Nachbarschaft bewegt

Doch was bedeutet das für das Zusammenleben in der Nachbarschaft? Es bedeutet, dass das Zusammenleben nur gelingen kann, wenn es auf bestimmten Werten, Normen und Regeln basiert, an die sich die Mitglieder einer Gesellschaft auch halten – nur dann kann diese funktionieren. Insgesamt gibt es 110.000 Haushalte in Graz (der Frauenanteil liegt bei 52 Prozent) und jeder von ihnen ist ein eigenständiger mit Rechten und Pflichten. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir hier auf dem Nachbarschaftsblog Themen aufgreifen, die „Nachbarn bewegen“, die sie mitunter auch zum Streiten bringen, aber dann auch wieder zur Versöhnung. Wir wollen Sie mit Fragen konfrontieren, die Sie sich in Ihrer Nachbarschaft vielleicht schon einmal gestellt haben, auf die Sie aber womöglich keine Antwort gefunden haben oder bei denen Sie nicht weiterwussten. Situationen, die Sie vielleicht schon einmal erlebt haben, bei denen Sie aber keine Ahnung hatten, wie Sie am besten handeln oder welche rechtlichen Möglichkeiten Sie haben. Oft greifen hier ja mehrere Aspekte ineinander über. Anders gesagt: Wir wollen Sie in Ihrer Lebenswelt abholen und Ihnen dabei natürlich auch unsere Arbeit näherbringen. Wir erheben jedoch keinen Anspruch darauf, Ihnen zu erzählen oder gar vorzuschreiben, wie gute Nachbarschaft funktioniert – ein Patentrezept gibt es dafür ohnehin nicht. Vielmehr wollen wir Ihnen mit wertvollen Tipps, Rat und Tat zur Seite stehen und Ihnen jede Woche eine neue, praktische Facette des abstrakten Begriffs „Nachbarschaft“ präsentieren und Ihnen damit langfristig zu dem verhelfen, wofür das Nachbarschaftsservice steht und was gute Nachbarschaft auch ausmacht: Frieden und Zusammenhalt.

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Von: Niklas

16. Oktober 2017

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