Wissen, das nicht für den Müll ist
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Bei der Abfallberatung in Graz können sich Personen freiwillig melden, um ihre Kenntnisse in der Müllentsorgung/Trennung aufzufrischen und dieses Wissen dann an andere weiter zu geben. Wir haben mit Absolventen dieser Ausbildung gesprochen.
“Reden wir über Müll!”
Die richtige Mülltrennung ist wichtig, handelt es sich dabei doch um einen wesentlichen Bestandteil des aktiven Umweltschutzes. Doch nicht jeder weiß über den richtigen Umgang mit Abfall Bescheid. In Graz gibt es mit der “Ausbildung zum ehrenamtlichen Abfallcoach” dafür eine Ausbildung, bei der Personen freiwillig und kostenlos ihr Wissen über den richtigen Umgang mit Müll bzw. Mülltrennung auffrischen und Neues darüber lernen können. Dabei geht es nicht nur um die unterschiedlichen Abfallarten und Maßnahmen zur Abfallvermeidung im Alltag, sondern auch um die Weitergabe des Wissens im unmittelbaren Wohn- und Arbeitsumfeld (z. B. in großen Wohnsiedlungen). „Kommunikation und Konfliktmanagement“ bildet daher eine eigene Einheit in der dreitägigen Schulung. Auch Exkursionen finden statt, u. a. in das Recyclingcenter der Holding Graz. Das genaue Programm sowie auch die Schulungstermine finden Sie hier. Zuständig für diese Schulung ist die Abteilung 14 des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung, gemeinsam mit der ARGE Müllvermeidung, dem „Servicebüro zusammen >wohnen<“ und den steirischen Abfallwirtschaftsverbänden. Die Schulung wurde im Herbst 2017 bereits zum dritten Mal durchgeführt, im Herbst 2018 findet der vierte Kurs statt. Die Absolventen dürfen sich nach Abschluss der Ausbildung – wie der Titel bereits vermuten lässt – „Abfallcoaches“ nennen. Wir haben mit einigen Personen darüber gesprochen, ob sie sich selbst tatsächlich als „Abfallcoaches“ sehen, was sie an dem Kurs besonders schätzen und wo sie in ihrem Umfeld noch Verbesserungspotentiale bei der Abfallvermeidung sehen.
Eine vielseitige Ausbildung mit einem gemeinsamen Nenner: Abfallreduktion
Beatrix Altendorfer kam bereits mit viel Wissen in den Kurs. Mit ihrer Kollegin Andrea betreut sie seit mehr als einem Jahr die Info-Website www.nachhaltig-in-graz.at , in der sie über viele verschiedene umweltrelevante Themen informieren. Sie empfinde die Ausbildung als eine der besten, die sie jemals besucht habe – und lobt dabei auch die anderen Teilnehmerinnen. “Mir kam es fast wie eine Aufbruchstimmung vor”, erzählt sie. Dennoch ortet sie auch noch Aufholbedarf: “Aus meiner Arbeit über www.nachhaltig-in-graz.at weiß ich, dass die Menschen noch zu wenig wissen. In den Schulen müsste man noch viel mehr informieren, aber nicht nur über Abfalltrennung, sondern über nachhaltiges Leben und das Schonen von Ressourcen.” Immer, wenn sie ein geeignetes Plätzchen sehe, frage sie die Eigentümerin, ob sie sich vorstellen könne, ein Bücherregal aufzustellen, so Altendorfer. So seien bereits an die 65 offenen Bücherregale in Graz zusammengekommen, erzählt sie. Diese seien für jede Grazerin und jeden Grazer frei zugänglich. Beatrix Altendorfer würde es auch sehr begrüßen, wenn in Graz Verschenkregale aufgestellt werden. Bei der Pfarre St. Leonhard befindet sich bereits ein solches: Es ist ein kleines Büroregel mit Schiebetüren, in das man intakte, aber nicht mehr benötigte Gebrauchsgegenstände stellen kann, etwa Spielsachen, Geschirr, Deko, Werkzeuge und Kosmetika. Diese können so sinnvoll wiederverwendet werden.”Mir ist es ein Anliegen, dass jeder tätig werden und etwas positiv verändern kann.”
Gabriele Sahin-Koller absolvierte den Kurs bereits zur Premiere im Herbst 2015. Sie wohnt in einer Siedlung im Bezirk Jakomini, die aus 64 Wohneinheiten besteht und glaubt, dass sie von der ordnungsgemäßen Mülltrennung und der Möglichkeit, dadurch professionell Müllgebühren einzusparen, besonders profitiert. In ihrer Siedlung seien es jährlich rund 16.000 Euro. Über eine Facebook-Gruppe könne sie sich auch jederzeit mit den Experten austauschen, so Gabriele Sahin-Koller. Und nicht nur das: “Mein Wissen habe ich bereits während und nach diesem Kurs in meiner Siedlung erfolgreich umgesetzt. Zusammen mit Bewohnern am Schönaugürtel organisierte ich ein „Schaumülltrennen“ und eine Beratung. Im 2. und 3. Kurs durfte ich auch über das Müllprojekt in meiner Siedlung referieren.” Der richtige Umgang mit Abfall sei ihr sehr wichtig, erzählt sie, da das Wohnen immer teurer werde und man mit effizienter Mülltrennung die Höhe der Betriebskosten reduzieren könne. “Darüber hinaus helfen die richtige Mülltrennung und das Recycling Rohstoffe einzusparen und Ressourcen zu schonen. Leider entdecke ich immer wieder achtlos weggeworfenen Abfall oder Sperrmüll wird einfach auf eine öffentliche Stelle hingestellt. Über die APP der Holding Graz >Schau auf Graz< habe ich schon einiges abtransportieren lassen”, so Frau Sahin-Koller, die auch Re-Use und Recycling in ihrem Alltag praktisch anwendet: “Wir haben in jedem Stiegenhaus Schachteln aufgestellt, in die die Bewohner noch brauchbare Gegenstände wie Kleidung, Schuhe, Spielzeug, Geschirr etc. legen und die wöchentlich bei uns von einer ehrenamtlichen Dame abgeholt und weiter verteilt werden”, berichtet sie. Außerdem konnte sie bereits zusätzliche Bunt- und Weißglascontainer sowie Aufstockungen bei Verbundpackungen und Altpapier erreichen.
Müll trennen zahlt sich also aus. Das bestätigt auch Florian Schmidl, Student der Sozialpädagogik in Graz. Für ihn war die Verknüpfung von Theorie und Praxis im Kurs am wichtigsten. “Ich habe schon angefangen, im Studentenheim Informationen zu verbreiten, sowie meine WG-Kollegen über Mülltrennung aufzuklären. Weiters haben wir im Studentenheim ein Regal, in das jeder Gegenstände, die noch funktionieren, aber nicht mehr gebraucht werden, hineinstellen und somit der Allgemeinheit zur Verfügung stellen kann.” Florian appelliert auch an die Grazer Bevölkerung für mehr “Müllbewusstsein”: “Es war erschreckend zu hören, wie viele Stunden von Einzelpersonen investiert werden, um beim Biomüll die Plastiksackerl mit der Hand zu entfernen, nur weil Menschen davor zu faul waren, sie richtig zu trennen”, erzählt der Student und schildert diesbezüglich auch eigene Eindrücke von seinen Stadtspaziergängen: “Das Erste, was einem auffällt, sind die vielen McDonalds-Tüten und Sackerl, die im Straßengraben liegen, sowie Red-Bull-Dosen und Plastikflaschen.” Er selbst verwendet eine Glas- statt einer Plastikflasche und trägt somit zur Plastikreduktion im Alltag bei.
Etwas bewusst im Alltag tun und darüber zu reden – das sieht auch Sabine Kastner-Puschl als Quintessenz des Kurses an, den sie im Herbst 2016 absolviert hat. “Medien können den Abfallcoach nicht ersetzen. Der persönliche Kontakt zu den Leuten ist sehr wichtig”, erzählt sie. Ihr Wissen habe sie an ihre Mitbewohner weitergegeben und somit eine Reduktion des Restmülls um 3/4 erreicht, was sich auch in den Müllkosten positiv widerspiegle. Damit die Inhalte der Ausbildung jedoch breit und nachhaltig verankert werden, brauche es mehr als nur diesen Kurs: “Die Schulen sind sehr bemüht, den Kindern möglichst frühzeitig den korrekten Umgang mit dem Abfall zu vermitteln. Damit bestehe die Hoffnung auch bei den Eltern ein Umweltbewusstsein zu triggern”, erzählt sie. Noch wichtiger als Abfalltrennung sei ihrer Meinung nach jedoch die Abfallvermeidung. “Ich nutze die Möglichkeiten verpackungsfrei einzukaufen, etwa auf Bauernmärkten und in kleinen Geschäften abseits der großen Handelsketten. Re-Use ist ein ganz wichtiges Thema. Hier stehen wir aber erst am Anfang und es ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.” Sabine Kastner-Puschl, die in einem vierstöckigen Wohnhaus im Bezirk Lend wohnt, ist sich jedoch des schwierigen Wegs hin zur absoluten Müllvermeidung bewusst: “Ich bin immer sehr enttäuscht, wenn ich sehe, wie stark Spazierwege und Parkanlagen in Graz vermüllt sind. Ich träume von dem Tag, an dem keine Zigarettenkippen und Cola-Dosen mehr auf den Gehsteigen und Parkplätzen dieser Stadt herumliegen.”
Bei Interesse am nächsten Kurstermin gibt es die Möglichkeit sich unter der Tel.Nr. 0316 877-4392 oder via abfallwirtschaft@stmk.gv.at zu anmelden.
Von: Niklas
9. April 2018
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danke für diesen hilfreichen Beitrag! :)