Das ABC der guten Nachbarschaft
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*A wie Akzeptanz
Akzeptanz (von lat. „accipere“ für gutheißen, annehmen, billigen) ist eine Substantivierung des Verbs akzeptieren, welches verstanden wird als annehmen, anerkennen, einwilligen, hinnehmen, billigen, mit jemandem oder etwas einverstanden sein. Es wird deutlich, dass Akzeptanz auf Freiwilligkeit beruht. Darüber hinaus besteht eine aktive Komponente, im Gegensatz zur passiven, durch das Wort Toleranz beschriebenen Duldung. Akzeptanz drückt ein zustimmendes Werturteil aus und bildet demnach den Gegensatz zur Ablehnung (Aversion). Könnte in Nachbarschaften ruhig öfter vorkommen.
B wie Bitte
Das Wort Bitte ist eines der Wesentlichsten überhaupt – das lernen wir schon im Kindergarten. Es ist Ausdruck eines Wunsches und öffnet viele Türen. Leider verwechseln manche Wunsch und Forderung. Das klingt im Kontext Nachbarschaft dann so: „Können Sie bitte das Lärmen einstellen?!“ oder „Halten Sie sich an die Hausordnung. Bitte!“ So kann das berühmte Wort mit den 5 Buchstaben Wertschätzung und Freundlichkeit ausdrücken oder ein Mascherl für die Keule sein, mit der wir dem Nachbarn eins überbraten.
C wie Courage
(Zivil-)Courage, wörtlich Bürgermut, setzt sich aus den beiden Wörtern zivil (lateinisch civilis, 1. bürgerlich –nicht militärisch, 2. anständig, annehmbar) und courage (französisch „Mut“) zusammen. Im Wohnumfeld gibt es viele Gelegenheiten zu (zivil-)couragiertem Handeln: Gibt es Benachteiligte? Sind die Kosten gerecht? Gibt es genug Raum für alle? Wer schafft an? oder Wer darf was? u.v.m. Viel Spaß beim Probieren!
G wie Grüß Gott
Grüßen ist die goldene Brücke zu gelingender Nachbarschaft. Es darf auch „Griaß di“,„Servus!“, „Grüß Sie“oder sogar „Hallo!“ gesagt werden. Ein freundlicher Gruß kostet nichts und spendet Wertschätzung und dadurch Freude. Frage: Wenn sich ein Muslim und eine Christin mit „Grüß Gott“ begrüßen – welchen Gott meinen sie dann? Antwort: Ganz egal, Hauptsache sie tun es!
I wie Interesse
Warum Antworten auf die Frage: „Wie sind eigentlich deine Nachbarn so?“ so viele mit: „Keine Ahnung, ich kenne sie nicht.“? Die Antworten mögen vielfältig sein – keine Zeit, kein Interesse, genug Kontakte, Angst etc. Es ist uns unbenommen, Interesse an den um uns herum Lebenden zu zeigen, oder nicht. Eins nur: Die Glückforscher wissen mittlerweile, dass genau dieses Interesse zu unserem persönlichen Glück beiträgt. Probieren geht über studieren…
K wie Kontakte
Ich habe 473 Facebook-Freude, das ist eigentlich richtig viel, oder? Warum ich trotzdem meine Nachbarn und Nachbarinnen kennen will und Umgang pflege? Weil ich gerne mit meiner 83-jährigen, lebenserfahrenen Nachbarin übers Leben plaudere, mir vom Gegenübernachbarn Milch borge und die nette Frau aus dem 3. Stock bitte übers Wochenende meine Katze zu füttern. Weil es sicherer ist und sich besser anfühlt, wenn wir uns kennen und weil nichts mehr wegkommt, seit einer ein Auge auf den Anderen hat. Deshalb
O wie Ordnung
Wie halten Sie es eigentlich mit der Ordnung? Alles bestens? Nur ihr Nachbar, der hat ein Problem mit ihrer Ordnung? Ja, das kommt öfters vor: Wenn Menschen mit unterschiedlichem Ordnungsbedürfnis nebeneinander leben, kann das fast so anstrengend werden, wie wenn Menschen mit unterschiedlichem Ordnungsbedürfnis miteinander leben. Warum stehen die Schuhe schon wieder vor der Türe? Wann räumt der endlich seine Zeitungen weg? Würden sie BITTE ihren Balkon vom Müll befreien, das zieht ja Ratten an (oder Tauben –je nach Stockwerk). Recht hat in diesem Fall, gleich wie in der Zweierbeziehung, jeder. Es gibt kein falsch oder richtig – es gibt nur unterschiedliche Bedürfnisse, die geregelt werden sollten. Und dafür gibt`s ein wunderbares Mittel: Reden!
R wie Regeln
Wir kennen das alle: Man fängt in einer neuen Firma an, besucht erstmals die Familie der neuen Flamme, tritt einem bestehenden Verein bei, usw.: Es gibt Dinge, die wissen ALLE, nur man selber nicht; die stehen in keinem Statut, keinem Dienstvertrag, in keinem Benimmbuch; sie sind aber ganz besonders wichtig, weil es gewachsene Strukturen sind, die in dem Kontext, in den wir uns integrieren wollen, eine große Rolle spielen. Kennt man sie nicht, befolgt man sie auch nicht – und dann gehört man ganz schnell nicht (mehr) dazu. Darum gilt es am Beginn gut zu beobachten und viel zu fragen. Achtung: Diese informellen Regeln gibt es auch in Siedlungsgemeinschaften und Nachbarschaften!
T wie Tratsch
Ein natürliches Nebenprodukt von Nachbarschaft, reicht vom Geplauder im Stiegenhaus bis zum Verbreiten von schädlichen Gerüchten. Hand aufs Herz: Wer von uns hat noch nie getratscht? „ Ich sag`s nur dir, aber…“ oder „ Hast du schon gehört,….“ sind die Satzanfänge, die unserem Gegenüber die Augen glänzen lassen, denn Neugier und ein wenig Schadenfreude machen doch das Leben süß. In der harmlosen Form ist das völlig in Ordnung, zeigt es doch Interesse und Anteilnahme. Alles gut, solange Respekt und Wertschätzung nicht verloren gehen. Wer gerne tratscht, sollte einen Satz beherzigen: „ Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu.“
U wie Umzug
Wie oft sind sie schon umgezogen? Umzüge sind immer Zeichen für Veränderung und Neubeginn, ganz egal, ob sie lang ersehnt oder ungewollt und fluchtartig sind. Oft vergessen wir dabei, dass dieser Neubeginn auch die um uns Wohnenden trifft. Auch die bekommen einen neuen Nachbarn! Neues verunsichert und macht sensibel, und wenn dann der Neue gleich mal „zum Einstand“ am Sonntag um acht in der Früh den Schlagbohrer anwirft – das Regal hängt sich ja nicht von selber auf –kann das zu einem wenig erfreulichen Erstkontakt führen. Der Tipp zu einem guten Neustart: Durchklingeln und Vorstellen! Für weniger Mutige: Zettel „ Wir sind neu und freuen uns auf gute Nachbarschaft!“ + eine Blume o. ä. an den Türen befestigen. Und vor der Einweihungsfeier die Nachbarn einweihen!
V wie Verantwortung
Was haben wir denn für ein Problem mit der Verantwortung? Ist es wirklich so schwer, zu tun, was zu tun ist? Zu lassen, was nicht geht? Egal, wohin wir schauen, hapert`s gröber: Politik, Wirtschaft, Schule, Firma, Freizeit und auch Wohnen –überall wird Verantwortung delegiert. Der Chef, das Wetter, die Eltern, die Gewerkschaft, die Ausländer, die Wirtschaft, die Kinder und Vieles mehr fällt uns ein, um NICHT verantwortlich zu sein. Delegiert wird meistens nach oben: Die Stadt, die EU, die Polizei, die Hausverwaltung usw. sollen unsere Probleme lösen. Auf Englisch heißt Verantwortung responseability = response ability = ich antworte mit meinen Fähigkeiten. Ist doch was Schönes – wir alle haben Fähigkeiten, und gar nicht wenige. Damit antworten wir auf die Anforderungen des Lebens – fertig. Nicht, dass das immer einfach ist –aber einen Versuch ist es wert. Allemal.
W wie Wer? Was? Warum? Wirklich?
Diese W-Fragen eigenen sich bestens, um zu deeskalieren und Licht ins Dunkel zu bringen. Nachfragen ist wichtig um Zusammenhänge zu verstehen und signalisiert Interesse und Wertschätzung. Nein, Sie stehen nicht blöd da, wenn Sie nachfragen, keine Sorge. Probieren Sie es einfach aus – es wirkt!
Z wie Z’sammhalten
Sich als Teil einer Gruppe zu spüren, gibt Kraft und macht Mut. Wir können über uns hinauswachsen und Dinge erleben oder leisten, die sonst unmöglich wären. Im Sport und in Vereinen kennen und schätzen viele diese Kraft der Gemeinschaft, schön wenn diese Macht auch im privaten Umfeld spürbar wird. Gemeinsames finden, z`sammhalten und Ziele erreichen, die sonst unerreichbar wären, sind Werte, mit denen wir uns wieder mehr beschäftigen sollten, meinen Sie nicht?
*Die Broschüre ist gratis im Stadtteilbüro EggenLend, Vinzenzgasse 25, 8010 Graz erhältlich. Kontakt: Tel. 0676 / 57 77 507 oder wirallesindnachbarn@gmail.com.
Von: Niklas
11. Juni 2018
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