Mariatrost
… der, in dem die meisten Menschen glücklich sind
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Mariatrost
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… ist laut Umfrage der Stadt Graz zur Lebensqualität – kurz LQI – der Bezirk Mariatrost.
Der Sprung vom Bezirk Jakomini nach Mariatrost ist nicht ganz so willkürlich, wie es den Anschein hat, sondern hat den Hintergrund, dass Jakomini mein Heimatbezirk WAR und Mariatrost nun mein Heimatbezirk IST. Diesen Umstand verdanke ich meinem Großvater, in dessen Haus ich lebe und manchmal – wenn zu Schulanfang wieder eine Klasse nach der anderen vor meinem Haus vorbeischlendert – finde ich es lustig, dort zu wohnen, wo andere ihren Wandertag hin machen.
Das ist eigentlich auch sehr bezeichnend für diesen Bezirk, man ist in der Stadt und doch gleichzeitig schon am Land, im Grünen, in der Natur. Rehe im eigenen Garten sind fast nichts Besonderes mehr, die Anzahl der im Bezirk lebenden Hühner dürfte in den letzten Jahren auch gewaltig gestiegen sein, ist aber auch wiederum starken Schwankungen unterworfen, weil auch Fuchs und Marder das mitbekommen haben und sich öfters die Bäuche vollschlagen.
Umso größer dann der Kontrast zur täglich im Morgenverkehr kollabierenden Mariatrosterstraße, auf der sich eine Autoschlange im Schritttempo Richtung Stadtzentrum wälzt. Um diesem Stau zu entkommen, kann man auf die Linie 1 ausweichen, deren Frequenz und Pünktlichkeit es einem aber auch nicht immer ganz leicht machen, sie zu lieben. Oder man steigt aufs Fahrrad.
Mein Lieblingsplatzerl habe ich beim Ausstecken eines Geländespiels im Rahmen eines Kindergeburtstages entdeckt. Es ist eine mini Lichtung auf einem Hügel mitten im Leechwald, zu der man durch einen Weingarten kommt und von der man einen Blick auf Graz – über die Dächer des LKHs hinweg – genießen kann.
In Mariatrost wird viel gebaut, leicht entsteht da der Eindruck, dass hauptsächlich junge Menschen, Jung-Familien, Studierende hier wohnen. Dem ist aber gar nicht so. Ich treffe zwei Damen, die man eindeutig als „Alteingesessene“ bezeichnen kann.
Und ihr Lieblingsplatzerl? Ganz klar: IHRE Siedlung. Beide wohnen schon mehrere Jahrzehnte dort, ihre Kinder sind mittlerweile erwachsen und weggezogen.
Diese Siedlung hat es sogar schon in einen Lilly Schönauer Film geschafft! 2008 wurde Für immer und ein Tag gedreht, Bibiana Zeller bewohnt darin eines der Häuschen, es ist zwar nicht der zentrale Schauplatz in diesem Film, aber immerhin…
Wenn man diese zwei Nachbarinnen und – darauf legen sie Wert – Freundinnen so sieht, dann bekommt man eine Idee davon, wie diese “Glücksquote” in der LQI Umfrage zustande gekommen sein könnte. Man verstehe sich gut in der Siedlung und schaue aufeinander. So kann eine Zeitung, die unüblicherweise noch um 10 Uhr am Vormittag auf der Fußmatte vor der Wohnungstür liegt, durchaus die Nachbarschaft in Alarmbereitschaft versetzen (Gott-sei-Dank geht es in diesem Fall wirklich nur darum, dass die alte Dame einfach einmal verschlafen hat, in einem anderen Fall wird die Bewohnerin von den Nachbarn mit einem Oberschenkelhalsbruch aufgefunden).
Aber diese gute, funktionierende Nachbarschaft entsteht nicht einfach so. Frau Wendler, eine der beiden Damen, erzählt von gemeinsamen Festen, Walking-Gruppen und Ausflügen, die sie federführend organisiert. Das miteinander Reden sei das Wichtigste, dazu gehöre auch, dass sich Neue vorstellen oder – falls das nicht passiere – gehe sie einfach hin und sage „Hallo“.
Ja, so bestätigen beide, es gebe auch Konflikte – hin und wieder. Aber wenn die Basis in der nachbarschaftlichen Beziehung stimme, bekommt man auch das wieder hin.
Diese Erkenntnis – so ganz lapidar in einem Satz ausgedrückt – entspricht der Grundvoraussetzung, sozusagen dem Herzstück unserer Arbeit im Nachbarschaftsservice des Friedensbüros. Sobald die zwischenmenschliche Beziehung unter Nachbarn auf guten Beinen steht, man sich kennt, etwas – muss ja nicht alles sein – voneinander weiß und sich ein ganz klein wenig auch zuständig füreinander fühlt, ist es viel wahrscheinlicher, dass man für einen Konflikt gemeinsam eine Lösung findet oder – noch viel besser – es zu weniger Konflikten kommt.
Und weil es in meinem Blog um Lieblingsplatzerl und Liebe ja bekanntlich durch den Magen geht, besuche ich den Bauernmarkt in Mariagrün. Jeden Freitag, egal bei welcher Witterung, werden eine Handvoll Standl zu einem kleinen, aber feinen Markt mit regionalen Köstlichkeiten aufgebaut. Geöffnet ist dieser Mark jeweils freitags von 14.00 – 17.00 Uhr. Und auch wenn dieser Markt seit fast 22 Jahren besteht, gibt es doch immer wieder etwas Neues zu probieren: so zum Beispiel die nachhaltig produzierten Köstlichkeiten von Hand und Herz aus Eggersdorf: Mehlspeisen, Suppeneinlagen, Knödel aus regionalen Produkten hergestellt. Ich treffe sie an ihrem allerersten Markttag in Mariagrün.
Es ist schon beeindruckend, welch großes Spektrum diese wenigen Stände abdecken: da gibt es alles rund ums Fleisch, vom Würstl bis zum Verhackerten von Ingrid Stadtegger, daneben Pock`s edel:fisch (Homepage ist in Arbeit, aber bald unter www.pocks.at zu bewundern) aus nachhaltiger und ökologischer Fischwirtschaft. Gemüse kommt von Familie Kicker und an Säften und Obst vom Obstbau Pölzer sowie Fauster´s Früchtchen fehlt es auch nicht. Und zum Schluss – Käse schließt bekanntlich den Magen – gibt es noch Köstlichkeiten von der Kas-Alm .
… nächstes Mal geht es weiter in Mariatrost
Von: Heidi
4. Februar 2019
Bild:
„50 shades of Graz“ oder „wie ich meine Heimatstadt neu entdecke“
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Sehr einladend und schön be-schrieben der Bezirk ! Ich habe richtig alles vor mir gesehen. So eine funktionierende Nachbarschaft ist so wichtig und macht jeden Ort um so vieles lebenswerter!
Liebe Frau Bassin,
ganz zufällig bin ich auf diese Seite gekommen und habe mich darüber gefreut, dass sie Ihren Lieblingsplatz beim Weingarten im Leechwald gefunden haben, den ich seit nun etwa zwei Jahren vom LKH gepachtet und aus seinem Brombeer-Dornröschenschlaf geweckt habe.
Auch wenn die Weinernte in den ersten zwei Jahren bescheiden war, ist der Platz mit seiner Aussicht über die Stadt bis zum Donatiberg an der kroatisch-slowenischen Grenze in vielerlei Beziehung ertragreich.
Die intensive Nutzung des Bankerls und die vielen freundlichen Rückmeldungen, die ich von Besucher*innen aller Altersklassen bekomme, bestätigen das.
Erfreulich ist, dass nahezu alle, die hier vorbeikommen, den Platz sehr rücksichtsvoll und sorgsam nützen, was die Entscheidung, den ursprünglich gesperrten Weg zu öffnen, nachträglich rechtfertigt. Hoffen wir, dass es so bleibt!
Mit freundlichen Grüßen!
Hermann Candussi