Der Bezirk Gösting ist berühmt für ein Bauwerk, das schon mal bessere Tage gesehen hat, was aber genau der Grund für die große Bekanntheit ist: die BurgRUINE Gösting. Sie wurde mir von allen Menschen, mit denen ich für diesen Blog geplaudert habe, als eines ihrer Lieblingsplatzerln genannt, aber dazu noch später.

Ein weiteres Bauwerk, dessen baulicher Zustand ein ganz anderer ist – nämlich neu errichtet, technisch innovativ, wunderschön, liebevoll begrünt, wohl-durchdacht – ist der Wohnpark Gösting. Und das Bemerkenswerte bei meinen Recherchen für diesen Blog ist die Tatsache, dass ich immer wieder über den Wohnpark Gösting „gestolpert“ bin.

So ist Hildegard vor ein paar Jahren vom Attersee in den Wohnpark Gösting gezogen, was in ihrem Bekanntenkreis zunächst auf Unverständnis stieß. Vom Attersee in die Stadt!!!! Mittlerweile, erzählt sie, haben viele ihrer Freunde ihr neues Zuhause kennengelernt  – teilweise sogar quasi probe-gewohnt, es gibt nämlich Gästewohnungen in dieser Anlage, die über airbnb zu mieten sind – und durchaus feststellen müssen, dass dieser Wohnpark Gösting mehr ist, als eine Siedlung am Rande einer Großstadt. Infrastrukturmäßig ist er sehr gut gelegen, man ist schnell am Bahnhof und auf der Autobahn, in den Süden fährt man durch den Plabutschtunnel, eine nahe S-Bahn-Station sei in Planung und ein Radweg führt an der Mur entlang in die Stadt. Und gleichzeitig sind die Wohnungen in der Anlage so ausgerichtet, dass man von der Straße und dem Zug wenig bis gar nichts hört.

Keine Frage, dass ihr neues Zuhause zu Hildegards Lieblingsplatzerln zählt. Aber auch außerhalb des Wohnparks kann sie mir einige nennen. An der Auswahl und der Beschreibung ist unschwer zu erkennen, dass Hildegard ziemlich sportlich ist. So gibt es eine Runde, wenn wenig Zeit ist, aber die kurze Sporteinheit intensiv sein soll: einmal zur Ruine und wieder zurück. Dann gibt es eine Runde, wenn mehr Zeit ist: einmal Plabutsch querfeldein. Eine genaue Wegbeschreibung sei hinfällig, meint Hildegard, auf den unendlich vielen Wegen könne man sich quasi nicht verlaufen, weil man immer die Stadt sehe. Und falls das nicht mehr der Fall sei, ist man eben auf der falschen Seite … vom Berg. Wem der Sinn nach einem kurzen Spaziergang steht, dem sei der Kalvarienberg ans Herz gelegt.

Hildegard ist es auch, die mir den Titel dieses Blogs liefert: für sie hat Gösting die meisten Sonnenstunden. Oft blickt sie von ihrem Balkon aus bei klarem Himmel nach Süden und schaut in eine Dunst- oder Nebelwand. Leider finde ich aber keine offizielle Sonnenstundenstatistik, die das bestätigt, wohl aber andere BewohnerInnen aus Gösting, die auch so empfinden. Und deswegen bleibe ich bei dem warm und angenehm klingenden Titel.

Aber zurück zum Wohnpark: Die Anlage selbst hat so etwas wie Dorfcharakter, es gibt einen sogenannten Dorfplatz, der von einer Bäckerei und einem Supermarkt eingesäumt wird und auf dem Veranstaltungen (z.B. Fleischweihe am Karsamstag) stattfinden. Und es gibt sogar zu mietende Räumlichkeiten für Feiern und Feste, Vorträge, Kabaretts oder Seminare. Wie es scheint, bewirken diese baulichen Maßnahmen – nämlich Platz für Gemeinschaft ganz bewußt einzuplanen und zu gestalten – eben genau dieses: es passiert Gemeinschaft … in ganz vielerlei Hinsicht (z.B. Gemeinschafts-Hochbeete, ein Fairteiler, eine Bibliothek, …).

Das bestätigt mir auch Hermann, der sich gemeinsam mit seiner Frau Zeit für ein Gespräch nimmt. Begeistert erzählen sie, wie sie vor drei Jahren in die Nähe ihres Heimgartens ziehen wollen, die Baustelle des Wohnparks gesehen und angefragt haben und dann in die Bauphase eingestiegen und bis zur Fertigstellung quasi mitgelebt haben. Für Hermann ist es „der Hammer“, vom Balkon aus in die eine Richtung zur Ruine Gösting, in den Wald und die Natur zu schauen und in die andere Richtung über Graz zu blicken. Auch innerhalb der Siedlung findet er, sei der Ausblick vom 5. Stock so richtig gut. Als besonders praktisch wird auch die Bäckerei am Dorfplatz gelobt – Hermann und seine Frau hören quasi, wenn die frischen Semmeln fertig sind (ding-dong vom Backrohr).

Was die gelebte Nachbarschaft betrifft, so beobachten Hermann und seine Frau, dass ein Klima des Respekts und der Rücksichtnahme vorherrscht. Wenn auf allfällige Probleme (z.B. lautes Türenkleschen) mit einem Zettel im Lift, auf dem um Rücksicht gebeten wird, reagiert und es tatsächlich leiser wird, weiß man, dass es angenommen wird. Auch die Grillerei sei kein Problem, wenn der Nachbar grillt, müsse er eh nur „rüber greifen“, und wenn unten im Garten gegrillt werde, gebe es schon kreative Ideen. Wie wäre es mit:  eine Kartoffel an der Schnur hinunterlassen und bitten, sie mit zu grillen?

Neben ihrem Heimgarten nennen mir Hermann und seine Frau auch die Ruine Gösting als Lieblingsplatzerl. Gerne beobachten sie auch in der Nacht die Mountainbiker am Plabutsch, von denen man nur die leuchtenden Stirnlampen in der Dunkelheit wahrnimmt, was ein nettes Lichterspiel ergibt.

Auf diese Gespräche zurückblickend frage ich mich, was ist anders, woran liegt es, dass es offenbar möglich ist, dass soviele Menschen weitestgehend nicht nur friedlich nebeneinander wohnen, sondern sogar ein aktives Miteinander anstreben und genießen? Aus dem Mund von Hermann klingt das so: „es ist schwer zu beschreiben, man hat halt einfach das Gefühl, dass man nicht alleine gelassen wird!“

Im nächsten Blog kommt der Herr Bezirksvorsteher Baier zu Wort und geplant ist ein Blick auf Gösting aus einem Flugzeug….

 

 

 

 

 

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Von: Heidi

4. Juni 2019

Bild: Mario Gimpel

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