Kriegsfolgenforschung
Krieg ist kein abgeschlossenes Ereignis
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Kriege können Vieles verursachen: Zerstörung, tiefsitzende Traumata, aber auch Umbrüche in der Gesellschaft. Oftmals sind in betroffenen Ländern Jahre und Jahrzehnte später noch immer Auswirkungen längst vergangener militärischer Auseinandersetzungen zu beobachten, die das dortige Leben nachhaltig beeinflussen. Genau um solche Nachwirkungen von Kriegen kümmert sich die Kriegsfolgenforschung – insbesondere in Österreich das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (BIK). Um herauszufinden, was es mit der Kriegsfolgenforschung so auf sich hat, haben wir der Leiterin des Instituts, Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Barbara Stelzl-Marx, einige Fragen gestellt.
Die wichtigste Frage natürlich zuallererst:
Was ist Kriegsfolgenforschung eigentlich genau?
Bei der Kriegsfolgenforschung ist der Name Programm – hier beschäftigt man sich mit den Folgen von Kriegen und Konflikten, die sich politisch, sozial, aber auch kulturell oder humanitär auswirken können. Am Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung fokussieren wir uns vor allem auf das 20. Jahrhundert, also auf den Ersten und Zweiten Weltkrieg, sowie auf den Kalten Krieg.
Warum ist Kriegsfolgenforschung notwendig?
Kriege hören nicht auf, wenn die Waffen schweigen. Sie haben Vorgeschichten und Folgen, die oft noch jahrzehntelang spür- und nachvollziehbar sind. Gerade auch gesellschaftspolitisch sind gewisse Themen über Generationen hinweg relevant. Durch die Aufarbeitung der Kriegsfolgen werden einerseits Forschungslücken geschlossen und andererseits auch auf aktuelle Fragestellungen Antworten gefunden.
Wer arbeitet in der Kriegsfolgenforschung?
Am Ludwig Boltzmann Institut sind Historikerinnen und Historiker tätig, von denen einige zusätzlich zum Geschichtsstudium auch ein Slawistikstudium absolviert haben oder Russisch sprechen. Der Grund dafür liegt im Sowjetunion-Schwerpunkt des Instituts, das seit seiner Gründung 1993 intensiv mit russischen Forschungseinrichtungen und Archiven kooperiert. Am BIK ist zudem die Österreichisch-Russische Historikerkommission angesiedelt, in der österreichische und russische Expertinnen und Experten zusammenarbeiten.
Was kann Kriegsfolgenforschung bewirken?
Besonders interessant ist hier etwa das Thema der Kinder des Krieges. Dieses war bis vor einiger Zeit weitestgehend unerforscht, vor allem, was die sowjetischen Besatzungskinder in Österreich betrifft. Hier konnten etwa berührende Familienzusammenführungen ermöglicht werden. Dadurch, dass dieses Thema von der Forschung aufgegriffen und durch die Medien verbreitet wurde, kam es etwa zu einer Vernetzung von Besatzungskindern selbst. Durch die Enttabuisierung entwickelte sich bei manchen ein Stolz auf ihre Herkunft.
Wo kann man selbst Einblicke erhalten, was so in der Kriegsfolgenforschung vorgeht?
Die erste Anlaufstelle, um sich mit dem Ludwig Boltzmann Institut näher vertraut zu machen, ist dessen Homepage, über die man wichtige Informationen finden kann. Möchte man sich auf dem Laufenden darüber halten, was gerade in der Kriegsfolgenforschung so passiert, kann man zudem den Newsletter des Instituts abonnieren, der regelmäßig über aktuelle Veranstaltungen und Neuerscheinungen informiert. Auch Publikationen, Konferenzen, Ausstellungen und Filme geben einen Einblick, womit sich das Institut aktuell beschäftigt.
In den folgenden Artikeln werden wir uns mit den vier Programmlinien beschäftigen, die das Ludwig Boltzmann Institut verfolgt: Weltkriege, Kalter Krieg, Kinder des Krieges und Migration.
Quellen:
https://bik.ac.at
Von: Miriam
15. Oktober 2020
Bild:
Krieg ist kein abgeschlossenes Ereignis
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