Die Badewanne: der Inbegriff wohltuender Wärme an kalten Wintertagen, sich fühlen wie Cleopatra nach einem anstrengenden Tag, den Alltag und die Sorgen für kurze Zeit vergessen. Dieses geistige Bild schwindet, sobald das physische Objekt mit Rost und Blechbeulen sperrig zwischen weiteren Entsorgungsmaterialen liegt.

Aber dann die Idee: Mehrere Bewohner:innen in der Schippingerstrasse werden auf dieses unnütz geglaubte Objekt aufmerksam und finden dafür eine neue Aufgabe. Wo einst Wasser die Haut umschmeichelt, soll nun Erde zum Nährboden für neues Leben werden. Pflanzen die blühen und deren Früchte Nahrung geben. Ein Projekt getragen von einer Siedlungsgemeinschaft.

Eine Badewanne ist etwas das auffängt, hält, aber nur bis zu ein bestimmtes Maß, nicht unendlich. Denken wir an die unzähligen Ereignisse, Herausforderungen und Aufgaben, die uns täglich begegnen. Daniel Remigius Auf der Mauer spricht in seiner Arbeit zur trauma-informierten Konflikttransformation davon, dass unser Nervensystem ähnlich einer Badewanne funktioniert. Wir können nur einen gewissen Anteil an Emotionen und Gefühlen, die mit dieser Flut an Informationen verbunden sind verarbeiten. Die emotionale Intensität droht einfach überzugehen. Passiert das, so verlieren wir den Kontakt zu unseren Gefühlen und können emotional überfordernde Ereignisse nicht in unser Nervensystem integrieren. Unkontrollierte Verhaltensweisen, sogar Traumata können die Folge sein. Doch wir können gegensteuern. Was wir brauchen ist eine leere Badewanne, die unseren emotionalen Überschuss auffängt. Doch was ist eine leere Badewanne? Und wer kann sie zur Verfügung stellen? Menschen, die uns Aufmerksamkeit schenken, die in Momenten unserer Überforderung vollkommen DA, also präsent sind. Denn oft braucht es nicht mehr. Und schon kann unser System wieder blühen. Genauso wie die Pflanzen in der Schippingerstrasse.