Ich liebe es, mich in Theorie, Philosophie und Praxisgeschichten von Restorative Justice zu vertiefen. Doch es ist wesentlich, auch wieder aufzutauchen und die Inspiration ins tägliche Leben zu bringen. Zum Beispiel in dem man die zentralen Überlegungen der Wiederherstellenden Gerechtigkeit für eine konkrete Situation anwendet. Dazu gibt es hier eine kleine Übung.

Machen Sie es sich gemütlich, sorgen Sie dafür, dass Sie sich in Ruhe Zeit nehmen können.

Denken Sie an eine vergangene kleine bis mittlere Konfliktsituation mit einer anderen Person.
Lassen Sie die Gedanken, Gefühle und Bilder erst einmal ungefiltert kommen.  Lassen Sie zu, wie es ist und lassen Sie die Gedanken auch wieder ziehen.

Hier sind Leitfragen, mit der Sie die Situation reflektieren können:

  • Was ist passiert?
    Überlegen Sie, wie die Situation war und was die Verhaltensweisen und Umstände waren, die schwierig für Sie waren.
  • Welche Ihrer Bedürfnisse wurden verletzt oder berührt?
    Vielleicht entstehen zunächst Gefühle wie Ärger oder Trauer, wenn Sie sich an die Situation erinnern. Gefühle helfen uns zu erkennen, dass etwas wichtig ist für uns. Welche Bedürfnisse liegen dahinter?
  • Wie können diese Bedürfnisse wieder genährt werden?
    Was kann dazu beitragen, dass diese Bedürfnisse wieder „aufgefüllt“, befriedigt werden?
  • Wer trägt Verantwortung?
    a) Wo und wie tragen Sie dafür Sorge, Ihre verletzten Bedürfnisse wieder zu stärken?
    b) Wer trägt in der Konfliktsituation noch Verantwortung und für welches Verhalten?
    Um welches konkrete Verhalten möchten sie eine andere Person bitten?
    Hier ist es hilfreich sich an die Unterscheidung zwischen Bitte und Forderung zu erinnern: Eine Bitte erkennen wir vor allem daran, wenn sie unser Gegenüber nicht erfüllt. Wenn wir dann weiterhin in Dialog bleiben und auch hören können, warum die Erfüllung (jetzt) nicht möglich ist. Im Gegenseitigen Hören und Gehört werden, kann sich zeigen, welcher Schritt jetzt möglich ist. Bei einer Forderung gehen wir davon aus, dass wir ein Recht darauf habe, dass unser Gegenüber unseren Wunsch erfüllt. Beides kann eine Berechtigung haben, je nach Kontext. Wichtig ist, dass wir uns darüber im Klaren sind, ob wir gerade eine wirklich freie Bitte aussprechen oder ob wir ein Verhalten einfordern wollen.
  • Was ist eine geeignete Art und Weise, damit der Konflikt gewandelt werden kann?
    Damit ist gemeint, welcher Prozess, welches konkrete Vorgehen für die jeweilige Situation angemessen und auch möglich ist.
    Hierzu kann man sich überlegen, wann ein geeigneter Zeitpunkt ist; ob man die Unterstützung von Dritten hinzuziehen möchte. Was könnte ein geeigneter Ort sein? Ist überhaupt ein Gespräch mit dem Konfliktpartner/der Konfliktpartnerin noch nötig? Etc.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und hilfreiche Erkenntnisse und einen gelungenen ersten Schritt aus dem Konflikt!

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Von: Katharina

27. August 2024

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