Die guten Nachbarn. Wenn wir uns durch Theater wiedererkennen.
Unser Blog
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In Resonanz sein mit dem Publikum. Das Gefühl der vertrauten Erfahrung wecken. Das Gemeinsame vor das Trennende stellen. Ziele, die sich die Theatermacherinnen Astrid Walentin und Karoline Just, von der theaterpädagogischen Organisation s’Kollektiv setzen. In einem ihrer Projekte, der mobilen Theaterwerkstatt MO:THE, wird Theater für alle erfahr- und erlebbar und die Grenzen zwischen Publikum und Spieler:innen verschmelzen.
Gelungen ist ihnen das mit dem Stück, Die guten Nachbarn, das ein szenisches Potpourri aus zwischenmenschlichen, nachbarschaftlichen Begegnungen bereithält. Mit viel Empathie erhält das Publikum an der ein oder anderen Stelle einen Wiedererkennungsmoment, sei es, weil wir selbst schon einmal vom Lärm eines Nachbarn betroffen waren, weil wir uns im nachbarschaftlichen Gefüge gut aufgehoben fühlen, weil wir den Wert der Gemeinschaft kennen, oder sei es, weil wir uns manchmal über die vielen auferlegten Regeln der Hausgemeinschaft ärgern.
Die Mobile Theaterwerkstatt wird ihrem Namen gerecht. Sie gastierte von Mai bis September in unterschiedlichen Grazer Wohnsiedlungen und Parks. Dabei verfolgt sie ein ganzheitliches Konzept Theater zu entwickeln und zu erleben.
Zum einen sind die Bewohner:innen und Anrainer:innen eingeladen einen inhaltlichen Beitrag für das zu entwickelnde Theaterstück zu liefern und sich selbst als Teil eines nachbarschaftlichen Gefüges zu reflektieren. Erzählungen über das Grätzl, über persönliche Erlebnisse, Eindrücke, Wünsche, Sorgen und Wahrnehmungen wurden mit dem Team der Theaterwerkstatt geteilt und bildeten die Grundlage für das Theaterstück. Zum anderen bereitet die Theaterwerkstatt, Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, sich der Welt des Theaters niederschwellig und ungezwungen zu nähern und sich darin zu probieren. In den Siedlungen und Parks, in denen sie ihr Zelt aufstellte, konnten Kinder aus unzähligen Verkleidungen und Requisiten wählen und in neue Rollen schlüpfen. Für Erwachsene, die auch ins Spielen kommen wollen, ergeht das Angebot der Offenen Theatergruppe O:THE, die sich 14-tägig zum Proben und Performen von Stücken trifft.
„Theater ist immer auch Gefühlswerkstatt. Meine Gefühle sind mein Werkzeug. Der Körper ist dazu da, um sie zum Ausdruck zu bringen, sie sichtbar zu machen,“ sagt Astrid Walentin und spricht damit auch einen besonderen Reiz des Theatermachens an. Nämlich jenen, dass man bewusster in Kontakt mit seinen Gefühlen kommt und lernt mit ihnen umzugehen.
Und auch der künstlerische Anspruch an die eigene Performance soll nicht zu kurz kommen. Denn auch, wenn das Theaterspielen als Hobby gelebt wird, so erhält die gespielte Szene einen besonderen Reiz, wenn sie in echter Musik, gezielter Lichttechnik und sonstigen ästhetischen Mitteln des Theaters eingebettet ist.
Das Theaterstück Die guten Nachbarn hat mich als Konfliktvermittlerin mit dem Sichtbarmachen der vielen Facetten, Herausforderungen und Potentiale einer gelebten Nachbarschaft berührt. Auch die szenischen Darstellungen über den sozialen Umgang damit, lassen in mir einige Wiedererkennungsmomente aufleben. Sehr gelungen. Ein schönes Projekt.
Falls Sie sich mit Ihrem Interesse und Talent zum Theaterspielen angesprochen fühlen, dann schauen Sie hier rein: skollektiv.at
Von: Anna
11. November 2024
Bild: Karoline Just
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