Momentan gibt es so einiges, über das man sich den Kopf zerbrechen kann: Frieden und Krieg dominieren die Gedanken vieler Menschen, genauso wie die unlängst stattgefundenen US-Wahlen. Dass sich da Beunruhigung und Angstgefühle breit machen, vielleicht auch das Gefühl, alles geht den Bach runter und man kann nichts dagegen tun, ist da kaum verwunderlich. All dies trifft ausgerechnet mit der Jahreszeit zusammen, die für viele ohnehin schon mit depressiven Gefühlen verbunden ist.

Der Oktober ist vorbei, Weihnachten nähert sich in raschen Schritten, die Temperaturen fallen immer weiter – und damit für viele auch die Stimmung. Winter ist für viele nicht nur die Zeit des Glühweins, der Kekse und der vielen Lichter, sondern eben auch die Zeit im Jahr, während der es ihnen mental am schlechtesten geht, da sie vermehrt mit depressiven Symptomen zu kämpfen haben. Umgangssprachlich wird dies als „Winterdepression“ bezeichnet – doch was hat es damit eigentlich genau auf sich?

Winterdepressionen werden eben so genannt, weil dieses Phänomen hauptsächlich im Herbst oder Winter auftritt – tatsächlich aber gibt es auch Menschen, bei denen sich solche jahreszeitenbedingten Depressionssymptome im Frühling oder im Sommer manifestieren. Daher also auch der etwas allgemeinere Name „saisonal bedingte Depression“, wie man diese Art der Depression üblicherweise in Fachkreisen nennt.

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Saisonal bedingte Depressionen sind dadurch gekennzeichnet, dass deren Symptome ausschließlich und wiederholt zu einer bestimmten Jahreszeit auftreten. Dies passiert in den meisten Fällen im Winter, während die Symptome in den wärmeren Monaten wieder verschwinden, für einige Personen mit saisonal bedingter Depression zeigt sich jedoch auch das entgegengesetzte Muster. Im Vergleich zu anderen Depressionsarten sind saisonal bedingte Depressionen eher seltener vertreten und im Hinblick auf ihre Symptome oft weniger stark ausgeprägt.

Bei saisonal bedingten Depressionen treten außer den klassischen Symptomen einer Depression zusätzlich noch weitere, atypische Symptome auf, von denen einige auch in Abhängigkeit von der Jahreszeit, in der die saisonal bedingte Depression auftritt, abhängen. So sind im Herbst und Winter speziell etwa Symptome wie zu viel Schlaf, Appetitswandel und besonderer Hunger auf kohlehydratreiche Nahrung, Gewichtszunahme und übermäßige Müdigkeit möglich. Im Frühling und im Sommer hingegen können Symptome wie Insomnie, Appetitsmangel, Gewichtsverlust, gefühlsmäßige Unruhe und erhöhte Gereiztheit auftreten. Generell typisch für saisonal bedingte Depressionen sind Symptome wie Niedergeschlagenheit, Unlust an normalerweise gern ausgeübten Aktivitäten, Konzentrationsprobleme, Gefühle der Hoffnungs- und Wertlosigkeit, sowie auch Suizidgedanken.

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Ein besonders hohes Risiko für saisonal bedingte Depressionen besteht bei Menschen mit Bipolaren Störungen, bei denen sich manische (Typ I) oder hypomanische (Typ II) Phasen mit depressiven Phasen abwechseln. Auch Personen mit Blutsverwandten, die an saisonal bedingter Depression leiden, solche, die weiter entfernt vom Äquator wohnen und Menschen, die eine zu geringe Vitamin-D-Zufuhr haben, erkranken wahrscheinlicher an saisonaler Depression. Was genau saisonal bedingte Depressionen auslöst, ist noch nicht vollständig erforscht, allerdings könnten der Melatonin-Haushalt, der besonders wichtig für den Schlaf ist, und der Serotonin-Haushalt, der sehr relevant für Stimmungen ist, damit in Zusammenhang stehen. Auch die biologische Uhr, die vor allem im Winter durch die reduzierte Sonnenlichtzufuhr durcheinander gebracht werden könnte, dürfte eine Rolle bei der Entstehung saisonal bedingter Depressionen spielen.

Für saisonal bedingte Depressionen gibt es einige Behandlungsmöglichkeiten, wie etwa Änderungen des Lifestyles, Lichttherapien und Gesprächstherapien. Sollte man den Verdacht haben, tatsächlich an einer saisonal bedingten Depression zu leiden und nicht bloß aufgrund der beängstigenden internationalen Nachrichten, der vielen Berichte von Katastrophen, des trüben Wetters und der kalten, dunklen Tage verstimmt sein, so ist es dringend ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen.

 

Quellen:
https://www.nhs.uk/mental-health/conditions/seasonal-affective-disorder-sad/overview/
https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/seasonal-affective-disorder/symptoms-causes/syc-20364651
https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/depression-in-verschiedenen-facetten/winterdepression

One Comment

  1. Maria Stachel 14. November 2024 at 9:34 - Reply

    Danke liebe Miriam für den wohltuend sachlichen Bericht!
    Maria

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Von: Miriam

14. November 2024

Bild: Foto von Brina Blum auf Unsplash

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