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Foto: Bild von wal_172619 auf Pixabay
Nachbarschaft – von der Pflicht zur Möglichkeit
Unser Blog
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Der Begriff der Nachbarschaft wird von den unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen verschieden beschrieben. Je nachdem ob er historisch, soziologisch oder psychologisch betrachtet wird, stehen entweder der Wandel in der Zeit, die Beziehungen zueinander oder das persönliche Erleben im Vordergrund. Hier ein kleiner Überblick über die geschichtliche Entwicklung.
Gegenseitige Hilfeleistung
Es gibt überwiegend Übereinstimmung, dass mit dem Beginn der Sesshaftigkeit auch die Nachbarschaft begann. Dort wo die Menschen vom Jagen und Sammeln übergingen zu Ackerbau und Viehhaltung, entstanden längerfristig bewohnte Gebiete. Es zieht sich seit der Antike durch, dass Nachbarschaft schon früh eine Komponente von gegenseitiger Hilfeleistung hatte. Bei unmittelbar drohenden Gefahren, wie zum Beispiel Bränden, wilden Tieren oder bei Überfällen, war die unmittelbare Nachbarschaft sehr wertvoll, da sie schneller Hilfe leisten konnte, als zum Beispiel weiter entfernt wohnende Verwandte. Es bestand eine gewisse Erwartungshaltung auf Gegenseitigkeit. Insbesondere Ereignisse wie Hilfe und Anteilnahme bei Geburten, Todesfällen oder Hochzeiten wurden im Mittelalter als wechselseitige Verpflichtungen angesehen. Der Sachsenspiegel, die bedeutendste Rechtsschrift aus dem Mittelalter, enthielt sogar eine Pflicht zur Mithilfe beim Hausbau.
Später übernahm der Versicherungsschutz in gewissem Maße Bereiche der nachbarschaftlichen Hilfeleistung. Die industrielle Revolution trug dazu bei, dass benötigte Hilfe nicht vordergründig von den Nachbarn erwartet oder erbracht wurde, sondern durch Dienstleistungen, Infrastruktur und Gewerbe ersetzt wurde.
Stadt -Land Unterschiede
Bereits im 4./5. Jahrhundert vor Christus, gab es Unterschiede zwischen Stadt und Land zu beobachten. Während bei ersterem die gegenseitige Abhängigkeit und auch soziale Kontrolle stärker hervortrat, war das Leben in der Stadt damals eher ein nebeneinander Wohnen und von mehr Distanz geprägt.
Soziale Beziehungen – Privatheit
In manchen Siedlungen findet man auch heute noch Wäscheleinen im Hof, die jedoch nur noch vereinzelt benutzt werden. Zu Beginn der Neuzeit hingegen war der Innenhof ein gemeinsam genutzter Wirtschaftsraum. Es wurde gemeinsam gewaschen, gebacken, gesponnen. Türen standen eher offen, eine allgemein offene Bauweise sorgte dafür, dass vieles aus der Privatheit für alle hör- und sichtbar war. Im Verlaufe der Neuzeit gab es dann einen verstärkten Wandel hin zur Privatheit.
In den Städten des 19. Jahrhunderts verlagerten sich manche Formen der Nachbarschaft ins Vereinswesen. Arbeitsplätze waren zunehmend weniger in der Nähe des Wohnortes, was auch zum Schwinden von nachbarschaftlichen Beziehungen beitrug.
Nachbarschaft im Hier und Jetzt
Wie leben Sie Ihre Nachbarschaft heute? Welche nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen Sie? Wo nehmen Sie Hilfe an oder geben Unterstützung? Genießen Sie Ihre Privatheit, oder steht Ihre Türe buchstäblich immer für andere offen? Wann erfahren Sie mehr Nachbarschaft, als Ihnen lieb ist? Oder wann wünschen Sie sich eigentlich etwas mehr Kontakt?
Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten!
Und wenn Nachbarschaft einmal nicht „rund“ läuft, steht Ihnen das Nabas-Team gerne zur Seite!
Quellen:
Bild Balkone: Bild von wal_172619 auf Pixabay
Nachbarschaft, ein Konzept für die Geografie von Katrin Egger (2020).
Brockhaus Enzyklopädie in zwanzig Bänden. 17. Auflage. 1971
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