An öffentlichen Plätzen werden immer wieder die großen gesellschaftlichen Fragen lebendig: 
Wie gehen wir um mit vermeintlich „Schwächeren“ in der Gesellschaft? Wie gehen wir um mit illegalen Handlungen? Wer nützt welche Räume? Wie und wie oft?
Das Team der Mobilen Staadtteilarbeit des Friedensbüro Graz hat dieses Momentum beim heurigen Lendwirbel im Volksgarten aufgegriffen und sogenannte Blubbergespräche veranstaltet. Der Name bezieht sich dabei auf die „Blasen“ – das heißt die sozialen Gruppen – in denen wir uns für gewöhnlich bewegen.

Damit verwandt ist der Begriff der „Echokammer“ – also das Phänomen, sich in sozialen oder digitalen Welten zu bewegen, welche die eigenen Meinungen und Ansichten widerspiegeln oder bestärken. Immer mit dem Gleichen konfrontiert laufen wir Gefahr, dass das eigene Weltbild enger wird und wir den Umgang mit Gegensätzlichkeiten verlernen.
Die Blubbergespräche haben genau dort angesetzt und in diesem Sinne einen Rahmen geschaffen, in dem Blasen platzen konnten. Daraus entstanden sind Begegnungen und die gemeinsame Erfahrung, dass sowohl die unterschiedlichsten Standpunkte nebeneinander Platz haben können sowie das dadurch bedingte „Knistern“ in der Luft gemeinsam getragen werden kann.

Die Regeln für diese moderierten Gespräche sind einfach und zugleich wohl auch eine lebenslange Übungsaufgabe:

  • Zuhören
    Dabei wurde das Bild von zwei Ohren nach Bernhard Pörksen aufgegriffen. Hiernach können wir mit zwei Ohren hören: dem ICH-Ohr, mit dem ich das Gehörte auf mich selbst beziehe und einen inneren Abgleich mache, Kritik einflechte, „mich selbst in mir“ höre. Daneben gibt es das DU-Ohr, das danach fragt in welcher Welt das Gehörte stimmig und schön ist? Es ermöglicht das Erkennen der/des Anderen in ihrer/seiner Andersartigkeit. Bernhard Pörksen spricht von „innerer Gastfreundschaft“. In den Blubbergesprächen war vor allem das DU-Ohr gefragt.
  • Über sich sprechen
    Man muss niemanden anderen vertreten und darf ganz sich selbst, die eigenen Gedanken und Gefühle einbringen.
  • Werte und Bedürfnisse statt starre Regeln
    Die Welt umgibt uns oft mit Widersprüchlichkeiten. Eine Haltung, die unterschiedliche Werte und Bedürfnisse anerkennt, trägt dazu bei, dass Gegensätze nebeneinander Platz haben.

Die Gespräche verliefen in drei Teilen, in denen nicht nach Lösungen gesucht wurde, sondern die gemeinsame Erfahrung im Mittelpunkt stand. Zunächst gab es einen Austausch in der Großgruppe zur Frage:

„Wie nutze ich den Park am Liebsten?“

Danach haben sich jeweils zwei Personen zusammengefunden, möglichst zwei, die einander vorher noch nicht kannten. Zu zweit machte man sich auf den Weg – entweder bei einem Spaziergang oder auf einem Bankerl im Park – um der Frage nachzugehen:

„Wie geht es mir im Park?“

Anschließend haben sich die Teilnehmer:innen wieder im gemeinsamen Kreis getroffen und einander berichtet, wie diese Erfahrung war und welche Erkenntnisse sie daraus erlangt haben.
 Zum Thema, wie man mit illegalen Handlungen umgehen solle, gab es starke Unterschiede. Es wurde deutlich eine Spannung, ein „Knistern in der Luft“ spürbar. Die Moderatorinnen Viktoria Fröhlich und Ursula Hauszer haben diese Spannung direkt angesprochen und ihr somit eine für alle miteinander wahrnehmbare Gestalt gegeben. Genau darum gehe es – um die Erfahrung, dass alle diese Atmosphäre nun spüren konnten und zugleich gesehen haben: „wir tragen diesen Moment gemeinsam“. Die Unterschiede haben nebeneinander Platz, wenn der Rahmen für alle als sicher genug empfunden wird und die Menschen Mut und Bereitschaft mitbringen, sich auf „das Andere“ einzulassen. So können gesellschaftliche Herausforderungen nicht zu Problemen ZWISCHEN Menschen, sondern zu GEMEINSAM bewältigbaren Aufgaben werden.

Was brauchen Sie, um eine „Blase“ platzen lassen zu können und Neues kennen zu lernen? Wir freuen uns über Rückmeldungen. Bleiben wir im Gespräch….

 

Bild Seifenblasen:
Nicky ❤️🌿🐞🌿❤️ auf Pixabay

One Comment

  1. Barbara Kasper 27. Mai 2025 at 20:15 - Reply

    👏👍❤️

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Von: Katharina

27. Mai 2025

Bild: Friedensbüro

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