Der Grundgedanke hinter Restorative Justice ist nicht neu. In Kulturen und Gemeinschaften auf der ganzen Welt sind Bestrebungen tief verwurzelt, dass Menschen Wiedergutmachung und Heilung anstreben um mit Konflikten, Fehlverhalten oder sozialen Herausforderungen umzugehen. Bei der modernen Restorative Justice-Bewegung geht es darum, diese Haltung auch bewusst in die moderne Sozial- und Rechtswissenschaft zu integrieren.

Die sogenannten Restaurativen Praktiken sind ein Bereich der Sozialwissenschaften, welcher der Frage nachgeht, wie man sowohl Beziehungen zwischen Individuen als auch soziale Verbindungen innerhalb von Gemeinschaften stärken kann.

Ein Beispiel zu Beginn der modernen Bewegung wurde Anfang der 1980er Jahre in Neuseeland ins Leben gerufen und hat sich seither weiterentwickelt und weltweit verbreitet : die „Family Group Conference“. In der Maori Kultur gilt die erweiterte Familie ebenso als verantwortlich für die Pflege und Erziehung von Kindern. In schwierigen Situationen sollen Ressourcen und Fähigkeiten nicht nur der Ursprungsfamilie zum Wohle des Kindes betrachtet werden, sondern die erweiterte Familie und andere wichtige Bezugspersonen werden angesprochen, um an Lösungen für das betreffende Kind mitzuarbeiten. So hat die Jugendwohlfahrt verpflichtende Konsultation der erweiterten Familie vor einer Fremdunterbringung etabliert.

Hinter Restorative Justice steht die Annahme: alle und alles ist miteinander verbunden. Diese Weltanschauung findet man bei indigenen Kulturen, wie zum Beispiel den First Nations in Kanada. Zugleich gibt auch die moderne Neurowissenschaft ein ähnliches Bild: der Mensch ist neurobiologisch so beschaffen, dass er mit anderen Menschen in Verbindung stehen will.

„Wir können der Tatsache nicht ausweichen, dass jede einzelne Handlung, die wir tun, ihre Auswirkung auf das Ganze hat.” – Albert Einstein

In Konfliktsituationen ist es die Kunst, die eigenen Grenzen klar zu wahren und zugleich zum Gegenüber noch eine Verbindung aufrecht zu erhalten – in einem jeweils stimmigen Abstand.

 

Quellen:
https://www.iirp.edu/news/the-family-group-conference-10-years-on
„Der rationale Diskurs allein hilft nicht weiter“, Interview mit Daniel Remigius auf der Mauer in ZEIT ONLINE vom 29.9.2022.

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Von: Katharina

22. April 2024

Bild: Adobe_Stock

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