Männer und mentale Gesundheit
Suizidrate und Geschlecht – ein Muster?
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Jährlich nehmen sich laut WHO beinahe 800 000 Menschen das Leben. Hierbei muss man sich jedoch vor Augen führen, dass dies nur die Zahl der Personen ist, bei denen der Suizidversuch auch tatsächlich erfolgreich verlief. Immerhin gibt es für jeden tatsächlichen Suizid viele weitere Versuche, die schlussendlich aus welchem Grund auch immer gescheitert sind. Interessant ist jedoch, dass es dabei einen auffällig großen Geschlechterunterschied gibt.
Insgesamt starben im Jahr 2023 in Österreich 1017 Männer durch Suizid oder Selbstbeschädigung, während es bei den Frauen hingegen nur 293 solcher Fälle gab. Generell zeigt sich über die letzten Jahre ein Abwärtstrend der Suizidrate, dennoch liegt die Anzahl der Männer, die sich selbst umbringen, deutlich über jener der Frauen – und das, obwohl Frauen mehr Suizidversuche unternehmen als Männer. Aber warum ist das eigentlich so?
Gleich einmal voraus: Eine ganz eindeutige Antwort darauf, warum die Selbstmordrate sich bei Frauen und Männern so stark voneinander unterscheidet, gibt es leider nicht. Dennoch gibt es mehrere mögliche Gründe dafür, weshalb viel mehr Männer als Frauen Suizid begehen. Bei einer Studie, bei denen mit den Hinterbliebenen zusammengearbeitet wurde, die einen männlichen Freund, Verwandten oder Ehepartner verloren hatten, ergaben sich drei herausstechende Merkmale: Die verstorbenen Männer hatten ihre Probleme geheim gehalten oder ihr Bedürfnis nach Hilfe verschwiegen, waren überfordert mit einer psychischen oder physischen Krankheit, oder erhielten ineffektive Unterstützung von außen.
Es zeigt sich also vor allem, dass Männer ihre Probleme entweder für sich behalten, beispielsweise aus Scham oder aufgrund gesellschaftlichen Drucks, oder nicht die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Eine potenzielle Erklärung für die erhöhte Suizidrate bei Männern wäre somit etwa, dass Männer – wie bereits letztes Mal erwähnt – beispielsweise seltener mit Depression diagnostiziert werden. Dies könnte dazu führen, dass ihre psychischen Leiden sich ohne jegliche Gegenmaßnahme verschlimmern und schlussendlich im Suizid kulminieren.
Außerdem könnte ein weiterer Grund sein, dass Männer dazu tendieren, gewaltsamere Methoden für ihren Suizidversuch zu wählen als Frauen, und somit auch erfolgreicher dabei sind, sich selbst das Leben zu nehmen. Tatsächlich ist es so, dass Männer beispielsweise eher einen Tod durch Erhängen wählen als Frauen, während sie sich vergleichsweise seltener für einen Suizid durch Vergiften entscheiden. Da gerade letzteres als Suizidmethode nicht immer erfolgreich ist, zum Beispiel durch zu geringe Dosis oder durch rechtzeitiges Intervenieren von Außenstehenden, könnte auch dies eine Erklärung dafür sein, weshalb die Suizidrate bei Männern höher ist als bei Frauen.
Fest steht auf jeden Fall, dass es Suizidprävention benötigt, die auch speziell auf Männer ausgerichtet ist. Nächste Woche wollen wir uns damit beschäftigen, wie diese aussehen und erfolgreich sein könnte.
Quellen:
https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/suicide
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/800095/umfrage/suizide-und-todesfaelle-infolge-von-selbstbeschaedigung-in-oesterreich-nach-geschlecht/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/932755/umfrage/anteil-der-angewandten-suizidmethoden-bei-maennern-in-oesterreich/
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/800141/umfrage/anteil-der-angewandten-suizidmethoden-in-oesterreich-nach-geschlecht/
https://www.healthline.com/health/mens-health/mens-suicide-rate#causes
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(12)60731-4/abstract
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0277953620303920
Von: Miriam
15. August 2024
Bild: Foto von Gadiel Lazcano auf Unsplash
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