Letztes Mal haben wir uns mit der Entstehungsgeschichte der Organisation PeaceWomen Across the Globe (FriedensFrauen Weltweit) beschäftigt. Diese nahm ihren Ursprung im Jahr 2003, als die Initiative „1000 Frauen für den Friedensnobelpreis“ gegründet wurde, deren Ziel es war, 2005 insgesamt 1000 Frauen zu nominieren, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet werden sollten. Interessant wäre es nun natürlich, zu wissen, wer denn eigentlich auf dieser Liste stand.

Leider können wir nicht alle der 1000 FriedensFrauen einzeln vorstellen, da dies den Rahmen des Friedensblogs sprengen würde. Daher müssen wir uns auf ein paar der Frauen beschränken – und da es viel zu schwierig und auch eher sinnlos wäre, zu bestimmen, welche Friedensarbeit es besonders „wert“ ist, vorgestellt zu werden, wollen wir ein anderes Kriterium verwenden: Die Nationalität der FriedensFrauen. Hierbei interessieren uns selbstverständlich vor allem diejenigen FriedensFrauen, die aus Österreich stammen. Insgesamt befanden sich fünf Österreicherinnen auf der Liste der 1000 FriedensFrauen: Ute Bock, Hildegard Goss-Mayr, Barbara Nath-Wiser, Irma Schwager und Marion Thuswald.

Bild von Manfred Werner – Tsui, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ute Bock ist das heutige „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“ zu verdanken, das aus dem von ihr im Jahre 2002 gegründeten „Ute Bock Verein – Wohn- und Integrationsprojekt“ hervorging und ihre persönliche Mission auch nach ihrem Tod weiterführt. Ute Bock arbeitete zunächst als Erzieherin und Angestellte und später auch als Leiterin im Gesellenheim Zohmanngasse, wo sie zur Ansprechperson für Kinder aus Gastarbeiterfamilien und unbegleitete minderjährige Flüchtlinge wurde und in der Community aufgrund ihres Engagements sehr bald an Bekanntheitsgrad gewann. In ihrer Pension organisierte Ute Bock bis zur Gründung ihres Vereins selbstständig Wohnungen und Unterstützung für Asylwerber*innen in Not organisierte. Heute bietet das Flüchtlingsprojekt Ute Bock als private und unabhängige Hilfsorganisation Obdach, Beratung, Bildung und Soforthilfe für Flüchtlinge und unterstützt sie dabei, ihre Grundversorgung sowie auch ihr Bleiberecht zu sichern.

Internationaler Versöhnungsbund – österreichischer Zweig © Karin Bichler

Auch Hildegard Goss-Mayr gehört zu den Österreicherinnen auf der Liste der 1000 FriedensFrauen. Nachdem sie ihr Studium an der Universität als erste Frau „sub auspiciis“ abgeschlossen hatte, wurde sie vom Internationalen Versöhnungsbund – einer christlichen Friedensbewegung – in das internationale Büro eingeladen, wo sie an gewaltfreier Konfliktlösung arbeitete und von 1966 bis 1985 auch als Vizepräsidentin wirkte. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1961 bis 1965) gründete Hildegard Goss-Mayr zusammen mit ihrem Ehemann eine Friedenslobby in Rom, deren Hauptthemen Abrüstung, Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit waren. Auch in den Jahrzehnten darauf setzte Hildegard Goss-Mayr sich in fast 40 Ländern, darunter etwa auf den Philippinen, für die gewaltfreie Überwindung von diktatorischen und autoritären Systemen ein. Unter anderem starteten Hildegard Goss-Mayr und ihr Ehemann die gewaltlose Befreiungsbewegung „Servicio Paz y Justicia – SERPAJ – Dienst für Frieden und Gerechtigkeit“ in Lateinamerika, deren Leitung der spätere Friedensnobelpreisträger Adolfo Perez Esquivel übernahm, und plädierten nach dem Kalten Krieg für friedliche Verbindungen über den Eisernen Vorhang hinweg. Nach dem Tod ihres Ehemannes setzte sich Hildegard Goss-Mayr weiter für gewaltfreie Konfliktlösung ein, machte sich für die atomare Abrüstung stark und führte (bis ins Jahr 2000 international, ab 2001 dann nur mehr in Österreich und Europa) Schulungen zur gewaltfreien Konfliktlösung, aktiven Gewaltfreiheit und inter-ethnischen Versöhnungsarbeit durch.

Die Friedensarbeit der übrigen drei Östereicherinnen unter den 1000 FriedensFrauen, Barbara Nath-Wiser, Irma Schwager und Marion Thuswald, wollen wir uns im nächsten Beitrag näher ansehen.

Quellen:
https://1000peacewomen.org/de
https://www.fraubock.at/de/
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hildegard_Goss-Mayr
https://www.versoehnungsbund.at/wordpress/wp-content/uploads/2020/01/Biographie.pdf

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Von: Miriam

5. Dezember 2024

Bild: Logo von PeaceWomen Across the Globe

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