Letzte Woche berichteten wir bereits über hohe Rohstoffaufkommen, die in vielen Ländern von auswärts gelagerten Unternehmen ausgebeutet werden. Der Landraub, wie man diese Enteignung des Grund und Bodens nennt, auf dem zuvor andere Menschen gelebt hatten, tritt allerdings nicht nur beim Handel mit Rohstoffen auf. Denn inzwischen sind nicht mehr nur natürliche Schätze wie Erdöl äußerst wertvoll.

Dadurch, dass der Konsum weltweit steigt und immer mehr an Ressourcen benötigt wird, steigt nämlich gleichzeitig auch der Wert von Land, aus dem diese gewonnen werden können. Nahrungsmittel sind etwa inzwischen das Zentrum vieler Spekulationen geworden – ein Traum für Investoren, allerdings nicht für die Menschen, die auf dem Land leben, auf dem ebendiese angebaut werden.

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Allerdings werden auf den Flächen, die die Unternehmen sich aneignen, nicht nur Lebensmittel angepflanzt – sehr viele davon werden etwa dafür benutzt, Soja für die Viehzucht zu gewinnen. Österreich importiert zum Beispiel jährlich eine halbe Million Tonnen Soja und 157.000 Tonnen Palmöl, vorwiegend aus Südamerika und Asien. Auch der Rest Europas tut es uns gleich, was die Importe angeht: Eiweißfuttermittel, Baumwolle, Agrotreibstoffe und Obst werden von Agrarflächen in Drittstaaten bezogen, von den Futtermitteln stammen sogar insgesamt drei Viertel aus dem Ausland. Dies alles hat seinen Preis, den wir in den Industriestaaten allerdings nicht zahlen müssen – dafür aber die Leute, die dort leben, wo für uns angebaut wird.

Ohne Rücksicht auf die Einwohner zu nehmen, wird diesen ihre Heimat geraubt – offiziell sind ganze 62 Millionen Hektar der Anbauflächen weltweit an Investoren vergeben, etwa 70 Prozent davon liegen in Subsahara-Afrika. Die Dunkelziffer wird jedoch um einiges höher geschätzt, was dem Ganzen noch einige Millionen Hektar hinzufügen dürfte.

Auch hier sind starke soziale Umbrüche die Folge – weniger Land für mehr Menschen ist etwas, das einiges an Konfliktpotenzial birgt. Noch dazu besonders in den Regionen, in denen die Landwirtschaft für einen großen Teil des Einkommens der dort lebenden Leute sorgt.

Diejenigen, die daran scheitern, sich irgendwo in ihrer Umgebung ein neues Zuhause zu suchen und für Nahrung für ihre Familie zu sorgen, sind dazu gezwungen, auch Flucht und Migration in Betracht zu ziehen.

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Muyisa, zum Beispiel, der 34 Jahre lang auf seinem Stück Land in Kalangala/Uganda gearbeitet hatte, bekam plötzlich eines Tages von fremden Leuten gesagt, dass dieses gekauft wurde und er woandershin ziehen müsse. Seine Proteste wurden nicht erhört – ganz im Gegenteil, nur kurz darauf fand Muyisa Bulldozer auf seinen Feldern vor, die all das Saatgut, das er gestreut hatte, zerstörten. Damit war jedoch nicht genug
. Schon bald wurde nämlich auch noch Securitypersonal eingestellt, das dafür sorgen sollte, dass Muyisa und die anderen Einwohner nicht zu ihren Landstücken zurückkehrten.

Dass diese nun kein Land mehr haben, das sie bestellen können, ist aber nicht das einzige Problem. Die neuen Besitzer des Landes kümmern sich nämlich kein bisschen darum, nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, sondern sind nur auf Profit aus. Eine Absicht, die nicht nur den ursprünglichen Bauern, sondern auch dem Boden selbst schadet. Mit der Zeit wird dieser nämlich unfruchtbar, was den Kreislauf ein weiteres Mal durchlaufen lässt: Große Unternehmen brauchen neue Anbauflächen und kaufen sich neue Anbauflächen, von denen die ursprünglichen Einwohner vertrieben werden.

Quellen:
https://www.medico.de/rohstoffhandel-und-landraub-16497/

https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/fluchtursachen/fluchtursache-landraub/
https://www.foei.org/resources/videos/land-grabbing-in-uganda-the-story-of-john-muyisa
http://graz.welthaus.at/webtipps/ein-fuenftel-weniger-fleischkonsum-wuerde-sojaimporte-obsolet-machen/
http://graz.welthaus.at/unrecht-beseitigen/agrarpolitik/
http://graz.welthaus.at/unrecht-beseitigen/agrotreibstoffe/

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Von: Miriam

24. Oktober 2019

Bild: ©Sasin Tipchai auf Pixabay

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