An kaum jemandem sind die letzten Monate ohne zumindest eine einzige Unbequemlichkeit vorübergegangen: Chaotische Videokonferenzen, abgesagte Veranstaltungen, Unsicherheiten im Berufsleben – die Liste ist lang. So sehr wir Menschen aber auch unter dem Ausbruch des Coronavirus gelitten haben, so sehr hat die Umwelt davon profitiert. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nie mehr so einen starken Rückgang der CO2-Emissionen wie in diesem Jahr, der weltweite Energiebedarf sank, Verkehr und Tourismus gingen jeweils zurück. Zeit zum erleichtert Aufatmen? Leider bei weitem nicht.

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Natürlich hatte die globale Pandemie zunächst vor allem sehr positive Effekte auf die Umwelt: Alleine in Österreich werden dieses Jahr voraussichtlich bis zu 7,1 Prozent weniger Treibhausgase als im Vorjahr ausgestoßen werden. Dies ist etwa durch den eher verhaltenen Verkehr der letzten Monate zustande gekommen, der ganze 50 Prozent weniger Emissionen als zuvor verursachte. Auch die Industrie konnte ein Minus in Hinsicht auf die CO2-Emissionen verzeichnen: Hier wurden 20 Prozent weniger ausgestoßen. Global betrachtet sehen die Unterschiede zum Vorjahr sogar noch sehr viel drastischer aus: Allein schon die EU, die auf Platz drei der Einsparer liegt, hat bis Ende April etwa 123 Millionen Tonnen an CO2 eingespart. Um deutlich mehr, nämlich um 207 Millionen Tonnen, sind die Emissionen der USA auf Platz zwei gesunken. Großer Spitzenreiter ist allerdings China, wo die Emissionen um ganze 242 Millionen Tonnen verringert wurden. Insgesamt könnten in etwa 8 Prozent der Emissionen, die für dieses Jahr vorhergesagt wurden, nie ausgestoßen werden.

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So weit, so gut – heißt das denn nicht eigentlich, dass man sich auf die Schulter klopfen könnte dafür, dass die Treibhausgas-Emissionen dieses Jahr merklich gesunken sind? Haben sie vielleicht ihren Höhepunkt erreicht? Schön wäre es – doch leider muss man hierbei in Betracht ziehen, dass diese geringen Messdaten nur aufgrund der starken Einschränkungen zustande gekommen sind, die im Zuge der Pandemie verordnet wurden. Da es nun aber in vielen Ländern die oberste Priorität ist, die geschwächte Wirtschaft wieder anzukurbeln und möglichst schnell die verzeichneten Verluste wieder auszugleichen, sieht die Zukunft für das Klima dunkel wie zuvor aus. Flüge, die momentan seltener zustande kommen, werden daher bald wieder so oft wie vor der Coronakrise oder sogar noch öfter stattfinden. Der Verkehr wird bald wieder an Fahrt aufnehmen, jetzt, da es wieder mehr Ziele gibt, die man anpeilen kann. Der Energiebedarf wird vermutlich nahezu überall auf der Welt sehr schnell wieder ansteigen, was zur Folge haben könnte, dass wieder vermehrt auf fossile Energieträger zurückgegriffen wird.

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Gerade jetzt wäre es also wichtiger denn je, die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit diese kurze Erholzeit für das Klima nicht ein Einzelphänomen bleibt. Damit die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius gestoppt werden kann, wäre eine solche Einsparung an Emissionen, wie man sie heuer beobachten konnte, jedes kommende Jahr nötig. Erneuerbare Energien müssten daher umgehend stark gefördert werden, damit nicht all das Einsparen an CO2 in den nächsten Monaten schon wieder wettgemacht wird, da zum Wiederaufschwung der Wirtschaft vor allem fossile Energieträger die Basis bilden. Auch hierzulande heißt es: Wenn Österreich also wirklich sein Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, verfolgen will, so ist es dringend an der Zeit, neben den Coronamaßnahmen auch solche zu ergreifen, die der Umwelt nützen. Auch, wenn die Pandemie ein Problem ist, das die ganze Welt betrifft und für viele greifbarer als der Klimawandel scheint – sie ist dennoch nicht das einzige Problem, das es momentan zu lösen gilt.

Quellen:
https://www.bloomberg.com/graphics/2020-how-coronavirus-impacts-climate-change/

https://www.mdr.de/wissen/corona-klima-krise-weltweiter-einbruch-emissionen-100.html
https://www.faz.net/aktuell/wissen/kohlendioxid-emissionen-der-klima-effekt-durch-corona-verpufft-16807626.html
https://www.derstandard.at/story/2000117591569/corona-krise-liess-co2-emissionen-zeitweise-um-17-prozent-sinken
https://science.orf.at/stories/3200733/
https://www.bbc.com/news/science-environment-52485712

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Von: Miriam

30. Juli 2020

Bild: ©Bela Geletneky auf Pixabay

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