Männer und mentale Gesundheit
Suizidprävention bei Männern – Was kann ich tun? (1/2)
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Suizid ist ein Thema, das einem große Angst machen kann, besonders, wenn man befürchtet, dass eine nahestehende Person vielleicht sogar schon sehr konkrete Suizidabsichten hat. Gerade dann heißt es jedoch, nicht aus Furcht die Augen zu verschließen oder zu hoffen, dass das Problem sich ganz von allein löst – hier ist hinschauen gefordert. Gerade Männer, die in der Suizidstatistik auffällig stark vertreten sind, brauchen Unterstützung dabei, aus Abwärtsspiralen wieder hinauszukommen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Ein großer Fehler, den viele unabsichtlich begehen, ist, das Thema Suizid ganz zu meiden. Oft haben Leute Angst, eine Person, bei der sie Suizidabsichten befürchten, darauf anzusprechen – dabei ist genau das, was oft am meisten benötigt oder sogar gewünscht wird. Häufig ist es nämlich so, dass suizidgefährdete Personen daran verzweifeln, dass niemand zu bemerken scheint, wie schlecht es ihnen tatsächlich geht, was sie nur noch weiter in ihre Abwärtsspirale treibt. Stattdessen ist es also ratsam, das Thema Suizid direkt und ohne zu werten anzusprechen – wichtig ist hierbei, keine Vorwürfe oder Anschuldigungen zu äußern, sondern einen sicheren Raum für den Betroffenen zu bieten, in dem er offen über seine Gedanken und Gefühle reden kann.
Hier stößt man aber auf eine weitere Schwierigkeit: Wie schafft man es, dass ein Mann sich einem tatsächlich öffnet? Nach wie vor bestehen gesellschaftliche Normen und Erwartungen, die Männer unter Druck setzen, ihre Probleme möglichst für sich zu behalten und herunterzuschlucken, anstatt mit jemandem darüber zu sprechen, was dazu führt, dass Männer sich eher abschotten und isolieren, anstatt nach Hilfe zu suchen. In Kombination damit, dass sich Depressionen und Suizidgedanken bei Männern eher subtil oder auf „unerwartete“ oder „untypische“ Weise äußern, ist es von außen gar nicht so leicht, Veränderungen in der generellen Stimmungslage und im Verhalten zu bemerken – und gerade deshalb ist vor allem eins bedeutsam: Nachfragen. Viel zu selten werden Männer gefragt, wie es ihnen in schwierigen Lebenslagen geht, gerade, wenn sie diese zumindest nach außen hin ohne Probleme zu meistern scheinen. Anstatt jedoch aufgrund ihres gefassten Auftretens anzunehmen, dass es ihnen gut geht oder ihre Probleme herunterzuspielen, wäre es wichtig, sich dennoch aufrichtig interessiert nach ihrem Befinden zu erkundigen und ihnen zu verstehen zu geben, dass nichts verkehrt daran ist, psychisch belastet zu sein und auch mit anderen darüber zu sprechen.
Hat man das Gefühl, dass ein Mann zwar mit einem Problem kämpft, gleichzeitig aber Hemmungen hat, dieses zur Sprache zu bringen, so kann man selbst – insbesondere als Mann – den ersten Schritt machen und über ein persönliches Problem reden. Auf diese Weise kann man einerseits die Hemmschwelle für den Mann herabsetzen, sich zu öffnen, und ihm gleichzeitig signalisieren, dass es vollkommen normal ist, Probleme zu haben und sich darüber zu unterhalten. Hat man sich selbst in der Vergangenheit bereits Hilfe geholt und somit erfolgreich ein eigenes Problem überwunden, so kann dies ermutigend sein und Hoffnungen oder bestenfalls sogar den Entschluss zur Änderung wecken. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass auch Alkohol dazu beitragen kann, dass ein Mann eher bereit dazu ist, offen über seine Probleme zu reden, was bei der Situationsauswahl für ein solches Gespräch helfen kann (und selbstverständlich keine Aufforderung zum exzessiven Trinken oder Alkoholismus sein soll, insbesondere, wenn der Betroffene ohnehin schon ein ungesundes Verhältnis zu Alkohol hat).
Sowohl als Frau als auch als Mann sollte man dem Betroffenen seine Wichtigkeit vor Augen führen. Dabei sollte man etwa betonen, dass er wertgeschätzt und geliebt wird und einem sein Wohlergehen am Herzen liegt. Hierbei sollte man weniger versuchen, dem betroffenen Mann ein schlechtes Gewissen für die Suizidgedanken einzureden und stattdessen das Augenmerk darauf lenken, welche Bedeutung er für sein soziales Umfeld hat. Wichtig ist hierbei, nicht in einen wertenden Tonfall zu verfallen, sondern Verständnis zu zeigen und dem Mann klarzumachen, dass man seine Suizidgedanken ernst nimmt. Gleichzeitig sollte man auch versuchen, ihm vor Augen zu führen, dass die Möglichkeit auf Besserung besteht, sofern er gewillt ist, sich darauf einzulassen.
Ein weiterer, nicht unwesentlicher Punkt ist Ablenkung. So wenig hilfreich dies im Zusammenhang mit Suizid auch klingen mag, auch nur zwei Stunden weniger, die ein Mann damit verbringt, an Selbstmord zu denken oder diesen zu planen, können schon eine große Erleichterung sein und dabei helfen, noch etwas länger durchzuhalten. Am besten eignen sich hierfür Tätigkeiten, bei denen man den Kopf gut abschalten kann und im Moment präsent ist. Hierzu zählen zum Beispiel Aktivitäten, bei denen viel Adrenalin ausgeschüttet wird, wie etwa Go-Kart fahren.
Diesmal haben wir uns nur damit beschäftigt, was man als individuelle Person tun kann, um suizidgefährdete Männer zu unterstützen. Üblicherweise ist jedoch auch professionelle Hilfe empfehlenswert und oft auch notwendig, sowohl zum Wohle des Betroffenen als auch zum eigenen psychischen Wohl. Damit, was für Angebote und Optionen es zur Suizidprävention gibt, und wie man Männer dazu ermutigen kann, diesen eine Chance zu geben, wollen wir uns beim nächsten Mal beschäftigen.
Quellen:
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0128180
https://headsupguys.org/how-to-help-someone-with-depression/how-to-help-a-man-who-is-suicidal/
https://www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/wissenswertes/maenner.html
Von: Miriam
22. August 2024
Bild: Foto von Caleb George auf Unsplash
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