Bis jetzt haben wir vor allem Orte angesehen, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Verbindung standen. Doch auch der Erste Weltkrieg zog seine Spuren durch Graz, wie beispielsweise in der Form des ehemaligen Interniertenlager Thalerhofs. Wo heute Flugzeuge abheben und landen, spielten sich einst fürchterliche Szenarien ab.

Der Flughafen Graz entstand bereits zur Zeit der kaiserlichen und königlichen (k. u. k.) Monarchie. 1913 entstand das erste Flugfeld, bereits ein Jahr später, am 26. Juni 1914, ist es bereit zur Inbetriebnahme. Im selben Jahr jedoch nimmt die Geschichte des Flughafens eine dunkle Wende.

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1914 wird nämlich auf dem Gelände des heutigen Flughafens ein Internierungslager errichtet, in dem Zivilpersonen aus Bukowien und Galizien festgehalten werden, die unter Generalverdacht des Verrats an die Russen gestellt und der „Russophilie“ beschuldigt werden. Jene Menschen werden unter menschenunwürdigen Bedingungen in vollkommen überfüllten Viehwaggons nach Niederösterreich, Oberösterreich und in die Steiermark verschleppt – so eben auch zum Interniertenlager Thalerhof.

Die Zustände im Interniertenlager Thalerhof waren absolut grauenhaft. Bei der Ankunft der Internierten mussten diese unter freiem Himmel auf einer eingezäunten Fläche übernachten, während der Regen nur so vom Himmel prasselte. Erst Tage später wurde ein Zeltlager errichtet, die Barracken, in denen die Insass:innen schlussendlich unterkamen, mussten sie selber bauen.

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Während die Männer im ersten Winter 1914/15 an der Front kämpften, kamen im Lager vor allem Kinder, Frauen und Alte durch Hunger, eisige Kälte und Übergriffe der Bewacher ums Leben. Dazu kamen außerdem noch Platzmangel und fürchterliche sanitäre Bedingungen, aufgrund derer gleich mehrere Epidemien wie Ruhr, Typhus und Cholera ausbrachen. Die unzumutbaren Hygienezustände wurden schließlich durch ein Aufnahmestopp an Internierten und die Errichtung von Bade-, Wasch- und Desinfektionsanlagen zumindest so weit verbessert, dass die hohe Sterblichkeitsrate wieder etwas sank. Um 1916/17 wurden einige Lagerinsass:innen durch die Thalerhofer Untersuchungskommission entlassen, für viele Männer hieß dies jedoch, dass sie sogleich zum Kriegsdienst einbezogen wurden. Kurz darauf wurden im Interniertenlager auch die Lebensmittelbestände noch knapper, als sie es ohnehin schon gewesen waren.

In den drei Jahren, in denen das Interniertenlager Thalerhof bestand, kamen über 2000 Menschen ums Leben. Die sterbliche Überreste der Opfer, die nicht auf Friedhöfen beigesetzt wurden, wurden in einem Karner, der auf dem Friedhof Feldkirchen errichtet wurde, beigelegt. Das österreichische Bundesheer hielt am Tag der Menschenrechte 2007 die erste militärische Gedenkveranstaltung in der zweiten Republik beim Ossarium in Feldkirchen ab. Dieses Totengedenken findet alle drei Jahre statt. In einem Nebengebäude des Flughafen Graz wurde auf Initiative von Stadtrat Karl-Heinz Herper den Verstorbenen eine Gedenktafel gewidmet – „Gewidmet allen Opfern des 1. Weltkrieges, die in Thalerhof ihr Leben ließen“ heißt es darauf in Ukrainisch, Deutsch und Englisch.

Quellen:
https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Damals_in_der_Steiermark/Lager_Thalerhof
https://www.kleinezeitung.at/kultur/4087667/Thalerhof-und-die-vergessenen-Toten
https://www.flughafen-graz.at/unternehmen/der-flughafen-graz/geschichte.html#c224