Letzte Woche haben wir uns damit beschäftigt, was man als einzelne Person tun kann, wenn man vermutet, dass ein Mann suizidale Gedanken haben könnte. Nun ist es allerdings so, dass nur die wenigsten Menschen wirklich dazu ausgebildet sind, einer suizidgefährdeten Person auf Dauer zu helfen. Stellt sich also die Frage: Welche weiteren Schritte kann man unternehmen, oder noch konkreter – wo kann man sich Hilfe suchen?

Damit ein Mann einwilligt, sich Hilfe zu suchen, muss zuallererst ein Leidensdruck vorhanden und das Problem bewusst sein. Außerdem muss Eigenmotivation bestehen, etwas gegen das Problem zu unternehmen und die eigene Situation zu verbessern. Ist all dies nicht vorhanden, so ist es selbstverständlich schwer, einen Mann dazu zu bekommen, sich helfen zu lassen. Betteln, drängen oder sogar drohen sind jedoch meist nicht zielbringend – zumal der Mann sich infolgedessen entweder erst recht gegen psychologische Behandlung wehren oder aber diese nur der besorgten Person zufolge annehmen und daher nicht wirklich ernstnehmen könnte.

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Hier ist dann Fingerspitzengefühl für die jeweilige Situation gefragt. Ist Leidensdruck und Einsicht vorhanden, aber keine Eigenmotivation da? Ist Leidensdruck da, aber keine Einsicht und keine Eigenmotivation? Oder verspürt der Betroffene weder Leidensdruck, noch hat er Einsicht oder Eigenmotivation? Im ersten Fall kann man etwa durch geschicktes Nachfragen versuchen, den Mann von selbst auf die Idee kommen zu lassen, sich beispielsweise in Therapie zu begeben (z.B. „Was genau soll sich ändern?“, „Wie könnte sich die Situation ändern?“). Im zweiten Fall kann es helfen, dem Mann durch konkrete Beispiele aufzuzeigen, wo ein Problem liegt und diesem dabei auch unbedingt mitzuteilen, wie es einem selbst damit geht (z.B. „So, wie die Situation jetzt ist, kann es nicht weitergehen.“). Der dritte Fall ist der wohl komplizierteste, bei dem es durchaus auch empfehlenswert sein kann, sich als nahestehende Person selbst professionelle Unterstützung zu holen – schlimmstenfalls muss man hier akzeptieren, dass der Mann sich schlichtweg nicht helfen lassen will. Den Betroffenen dazu zu zwingen, zu einem Termin bei einer Anlaufstelle zu gehen oder einfach selbst einen Termin für ihn auszumachen, sollte jedoch in jedem Fall erst die allerletzte Notlösung sein, da dies nicht unbedingt zum gewünschten Ergebnis (sprich: Besserung) führen muss, sondern auch gehörig nach hinten losgehen kann.

In der Steiermark gibt es die Psychiatrie-Koordinationsstelle „Plattform Psyche“, deren Ziel die angemessene Beratung, Behandlung und Betreuung von Betroffenen sowie auch deren An- und Zugehörigen ist. Dafür leistet die Plattform Psyche Angebotsplanung und -koordination im Bereich Psychiatrie, vergibt Fördermittel zu Behandlungs- und Präventionsangeboten und führt auch Netzwerkarbeit auf Landes- und Bundesebene durch. Die Plattform Psyche bietet psychosoziale Versorgung an, die eine Vielzahl an Bereichen umfasst.

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Dazu gehört zum Beispiel PsyNot, das kostenfreie und anonyme psychiatrische Krisentelefon für die Steiermark. Dabei handelt es sich um eine Notruf-Hotline, die 24 Stunden am Tag erreichbar ist und bei akuten Krisen wie etwa suizidalen Gedanken als erste Anlauf- und Ansprechstelle zur Verfügung steht. Hier kann man sich an geschulte Expert:innen wenden und sich bezüglich weiterer Schritte beraten lassen.

Außerdem gibt es die Go-On Suizidprävention Steiermark, deren Ziel es ist, das Thema Suizid zu enttabuisieren und Suizidalität im Optimalfall vorzubeugen. Dafür veranstaltet Go-On Vorträge und Workshops, bei denen Bewusstsein geschaffen und Wissen über das Thema vermittelt werden sollen. In Notfällen und Akutsituationen bietet Go-On zwar keine Krisenintervention an, vermittelt die Betroffenen aber weiter an Stellen, die ihnen weiterhelfen können.

Der Männernotruf Steiermark bietet von 0 – 24 Uhr Beratung durch geschulte männliche Mitarbeiter an. Der wesentliche Unterschied zu PsyNot ist, dass hier ein Gespräch „von Mann zu Mann“ garantiert werden kann für den Fall, dass dies von Relevanz sein sollte. Auch diese Hotline ist kostenfrei, anonym und vertraulich.

Über das Netzwerk Psychotherapie und den Verein für Ambulante Psychologische Psychotherapie (VAPP) kann man sich an kostenlose Therapieplätze vermitteln lassen. Auch der Berufsverband Österreichischer Psycholog:innen (BÖP) kann entweder online, telefonisch oder persönlich dabei helfen, psychologische Behandlung und Diagnostik zu erhalten.

Schließlich gibt es auch noch die Selbsthilfe Steiermark, die eine Service- und Kontaktstelle für die steirischen Selbsthilfegruppen und -organisationen ist. Hier können Betroffene und Angehörige Informationen und Selbsthilfeunterstützung erhalten.

 

Quellen:
Suizidbericht 2023

https://gesundheitsfonds-steiermark.at/plattform-psyche/
https://www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/anlaufstellen/kriseneinrichtungen.html
https://www.gesundheit.gv.at/leben/suizidpraevention/betroffene/krisentelefonnummern.html#steiermark
https://psynot-stmk.at/
https://suizidpraevention-stmk.at/
https://maennernotruf.at/
https://psychotherapie-steiermark.net/
https://www.vapp.at/#/
https://www.boep.or.at/
https://selbsthilfe-stmk.at/

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Von: Miriam

29. August 2024

Bild: Foto von Kevin Mueller auf Unsplash

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