Männer und mentale Gesundheit
Mannsein und gesellschaftliche Normen
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In den letzten Beiträgen haben wir immer wieder erwähnt, dass Männer häufig aufgrund gesellschaftlicher Normen und Erwartungen zögern, sich Hilfe zu suchen. Was diese nun genau beinhalten und woher diese denn überhaupt stammen, wollen wir diesmal etwas ausführlicher behandeln.
Viele Männer haben über den Lauf ihres Lebens hinweg gelernt, dass sie häufig negative Reaktionen dafür erhalten, anderen einen Einblick in ihr tiefergehendes Gefühlsleben zu geben oder ihr Leid und ihre Probleme mit diesen zu teilen. Zeigen sie ihre Gefühle und Emotionen doch offen oder geben sich verwundbar, so bekommen Männer oft etwa zu hören, dass sie zu feminin seien, wie ein Mädchen flennen würden, sich zusammenreißen sollen oder auch einfach „ein Mann sein sollen“. Dass dies wenig hilfreich dabei ist, einen gesunden Umgang mit psychischen Belastungen oder Erkrankungen zu fördern, liegt auf der Hand.
Einerseits wird Männern also vermittelt, dass sie alles, was irgendwie feminin sein könnte, unbedingt vermeiden sollten, insbesondere also auch Gefühlsausdrücke wie Empathie und Sensitivität (Dies kann offensichtlich auch misogyne Haltungen und Vorurteile bedingen dadurch, dass Femininität mit Schwäche, Verwundbarkeit und Abwertung assoziiert wird, was allerdings nicht Thema dieses Beitrags ist). Auch die Fähigkeit, intime Beziehungen herzustellen oder Gespräche einzugehen, in denen tiefergehende Probleme beredet werden, kann darunter leiden, dass Unterhaltungen dieser Art zwischen Männern als „zu verweichlicht“ oder „zu feminin“ gelten können.
Andererseits wird Männern durch Kommentare und Rückmeldungen wie oben auch kommuniziert, dass sie sich an traditionell maskuline Ideale anzupassen haben. So wird von ihnen etwa erwartet, dass sie sich auf niemanden außer auf sich selbst verlassen, ihr nach außen hin gezeigtes Gefühlsleben, insbesondere was persönliche Probleme angeht, auf einem Minimum halten, sich dominant und vor allem auch „stark“ geben. Dies kann jedoch dazu führen, dass Männer vor allem Ziele wie finanziellen Erfolg, Macht und Status verfolgen, während sie ihre sozialen und persönlichen Bedürfnisse eher ignorieren aufgrund ihrer Befürchtungen und Rückmeldungen von außen, ansonsten nicht „Mann genug“ zu sein. All das kann eine ganze Reihe negativer Folgen haben, wie etwa das abhängig Machen des eigenen Selbstwerts vom Erreichen dieser Ziele, das Entstehen negativer, zumeist unterdrückter Gefühle oder der Tendenz zu toxischer Maskulinität – ein Begriff, der uns noch häufiger unterkommen wird und an dieser Stelle nur einmal erwähnt werden soll.
Woher kommen all diese Erwartungen an das männliche Geschlecht denn nun überhaupt her? Die Quellen der Vorstellung davon, wie ein „richtiger“ Mann zu sein hat, sind zahlreich. So werden diese beispielsweise von Eltern an ihre Kinder weitergegeben, besonders in solchen Kulturen, die sehr an traditionellen Geschlechterrollen festhalten. Auch die Bildung und die Religion, mit denen Kinder, insbesondere Jungen, in Kontakt kommen, tragen viel dazu bei, ihr Bild von dem zu formen, wie ein Mann sich zeigen und verhalten sollte. Schließlich spielen auch Massenmedien eine große Rolle, vor allem auch die sozialen Medien, mit denen wir uns aufgrund ihres starken Einflusses in einem eigenen Beitrag befassen wollen.
Quellen:
https://www.psychologytoday.com/us/blog/communication-success/202306/the-impact-of-gender-expectations-on-boys-and-young-men
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35587398/
https://spsp.org/news/character-and-context-blog/bosson-wilkerson-gender-rules-expectations
Von: Miriam
5. September 2024
Bild: Foto von christopher panagiotis falcos auf Unsplash
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