„Sie ist nicht wie die anderen Mädchen“. Wenn dieser Satz in einem Film oder einer Serie fällt, so hat man es fast immer mit einer weiblichen Rolle einer ganz bestimmten Kategorie zu tun: Mit dem Cool Girl. Das Cool Girl wird üblicherweise als die ideale Frau und daher auch die perfekte Partnerin abgebildet, was vor allem einer Eigenschaft zuzuschreiben ist: Seiner Abneigung gegenüber allen Vorlieben und Hobbys, die als typisch feminin gelten. An dieser eindimensionalen Darstellung von Frauen als die ultimative Wunschvorstellung von Männern und als „beste ihrer Art“ ist allerdings so einiges problematisch.

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Ein Cool Girl in einem Film oder einer Serie zu erkennen ist üblicherweise nicht sonderlich schwer. Mädchen- und Frauenrollen, die man dieser Kategorie zuordnen kann, weisen meist dieselben Merkmale auf: Ihre Vorlieben und Abneigungen sind meist ein perfektes Abziehbild von denen des männlichen Protagonisten und beinhalten häufig Bier, Fußball und Videospiele, sie verabscheuen Schönheitsprodukte wie Make-up und Nagellack und sie essen scheinbar täglich Pizza, Burger und Pommes, ohne auch nur ein einziges Gramm zuzunehmen oder eine Größe jenseits von XS oder S zu tragen. Gleichzeitig sind Cool Girls selbstverständlich eines – cool. Egal, was passiert, sie werden keinesfalls eifersüchtig, wütend oder gar traurig, Emotionen außerhalb von Freude sind ihnen üblicherweise fremd. Vor allem eines wird außerdem verdeutlicht: Cool Girls sind nicht wie die anderen Mädchen und Frauen des Films oder der Serie, sie sind besser – sie sind praktisch einer von den Jungs oder Männern.

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Genau hier liegt aber das Problem: Cool Girls sind nicht so beliebt und begehrt, weil sie einfach tolle Mädchen und Frauen sind, sondern weil sie Jungs und Männern so ähnlich sind, wie es nur geht. Dies impliziert also, dass Mädchen und Frauen ihren männlichen Freunden und Kollegen gegenüber von vornherein unterlegen sind und nur dann mit ihnen auf ein Level kommen können, wenn sie sich ihnen anpassen. „Typisch feminine“ Interessen wie Shopping, Make-up und romantische Filme werden als weniger wert als jene, die als maskulin gelten, dargestellt, wodurch subtil angedeutet ist, dass Mädchen und Frauen nur dann ernstzunehmen sind, wenn sie „typisch maskuline“ Hobbys und Prioritäten verfolgen. Auch was Beziehungen angeht, werden Mädchen und Frauen nur dann als die perfekten Partnerinnen abgebildet, wenn sie vor allem lässig sind und weder Anhänglichkeit noch starke Gefühle zeigen (außer natürlich im Schlafzimmer, wo sie üblicherweise exakt wissen, was zu tun ist und auch kein Problem damit haben, Fantasien wie Dreier zu erfüllen). Zusätzlich gibt es aber auch noch eine weitere Voraussetzung, um in das Bild der idealen Frau zu passen: Unheimlich gut auszusehen. Erfüllt ein Mädchen oder eine Frau all die oben genannten Eigenschaften, hat aber ein Wohlstandsbäuchlein oder Pickel, so darf sie sich zwar mit ihren männlichen Mitmenschen ebenbürtig fühlen, kommt aber trotzdem auf keinen Fall als Partnerin infrage.

Der Appell, der dadurch an – häufig auch noch sehr junge und in ihrer Identität unsichere – Mädchen und Frauen gerichtet wird, lautet also folgendermaßen: Wenn ihr beliebt und umschwärmt sein wollt, verstellt euch so, dass eure Persönlichkeit und Interessen denen von Jungs und Männern entsprechen, und bleibt dabei vor allem äußerlich attraktiv. Nicht unbedingt etwas, das man Menschen auf der Suche nach sich selbst und einer gesunden Beziehung unbedingt mit auf den Weg geben sollte.

Quellen:
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/NotLikeOtherGirls

https://studybreaks.com/thoughts/cool-girl-problematic-media-trope/
https://nofilmschool.com/cool-girl-character-tropes
https://www.refinery29.com/en-us/2016/11/129856/skinny-glutton-girl-trope-female-characters
https://sea.mashable.co
/culture/4234/the-cool-girl-isnt-just-a-fictional-stereotype-women-feel-pressured-to-play-this-role-when-theyre-da

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Von: Miriam

11. November 2021

Bild: Ayo Ogunseinde on Unsplash

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