Frauen im Film
Die nervige (Ehe-)Frau
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Gerade, wenn der Mann in einem Film oder einer Serie mit seinen Kumpels auf ein Bier gehen möchte, an einem für ihn wichtigen Event teilnehmen will oder mit seinem Superheldenteam auf eine wichtige Mission gehen muss, taucht sie auf: Die nervige Freundin oder Ehefrau. Egal, was die Situation gerade ist, sie scheint geradezu einen Riecher dafür zu haben, wann sie am wenigsten erwünscht ist und wie sie der Lage in nur ein paar Worten einen ordentlichen Dämpfer verpassen kann. Diese Kategorie der eindimensionalen Frauenrollen ist definitiv eine derjenigen, die bei den Zuschauer:innen die meiste Frustration und das meiste Augenrollen auslösen.
Die nervige Freundin oder Ehefrau bekommt in Filmen und Serien üblicherweise nur sehr wenig oder sogar gar keine Sendezeit, die sie außerhalb der eigenen Wohnung oder des eigenen Hauses verbringt, solange diese nicht irgendeine Relevanz für ihren Partner besitzt. Ob sie nun eine Hausfrau ist oder eine erfolgreiche Geschäftsführerin ist üblicherweise nicht besonders wichtig, viel eher ist sie durch eine andere Eigenschaft definiert: Sie nervt ihren Freund oder Mann und zugleich auch alle Zuschauer:innen rund um die Uhr, indem sie allem, was interessant ist, im Weg steht.
Je nachdem, welchem Genre ein Film oder eine Serie angehört, können die Arten, auf die die nervige (Ehe-)Frau wichtige Ereignisse des Plots stört oder sogar verhindert, sehr unterschiedlich ausfallen. In Filmen und Serien, in denen Männer gefährliche Missionen verfolgen, beispielsweise als Superhelden oder Geheimagenten, gibt sie alles dafür, ihren Freund von dieser abzuhalten. Durchgehend erinnert sie ihn daran, dass er versprochen hat, nach seiner letzten Mission aufzuhören, wirft ihm vor, dass ihm seine Familie egal sei und er nur gefährliche Abenteuer im Sinn habe, oder – falls sie noch gar nichts von seiner heldenhaften Identität weiß – ist stets wütend darüber, dass er immer wieder plötzlich verschwindet und mit fadenscheinigen Ausreden wieder auftaucht. Stets hat sie eine zynische Bemerkung oder einen abfälligen Kommentar über seine Mission auf den Lippen, allerdings nur selten Worte der Ermutigung oder der Anerkennung.
Während die nervige (Ehe-)Frau in oben genannten Genres also tendenziell eine emotionale Heulsuse ist, hat man es bei vielen anderen Genres eher mit dem typischen Hausdrachen zu tun. In Filmen und Serien, in dem der Freund oder Ehemann eher dem stinknormalen Durchschnittsbürger entspricht, stört die nervige (Ehe-)Frau beispielsweise dessen Pläne mit Freunden und besteht etwa darauf, dass er den Abend unbedingt zuhause verbringen muss. Anstatt ihn mit seinen Kumpels die Bars der Umgebung abklappern zu lassen, überschüttet die nervige Freundin oder Ehefrau ihn häufig viel lieber mit Vorwürfen, Beleidigungen und herablassenden Kommentaren. Zudem ist der Mann in Filmen und Serien dieser Art meist nicht unbedingt ein Überflieger und muss den ein oder anderen Misserfolg einstecken, weswegen er zum Beispiel oft von der nervigen (Ehe-)Frau dafür getadelt wird, die falsche Einstellung zu besitzen und es so nie sonderlich weit im Leben zu bringen.
Bei diesem Trope ist absichtlich nur die Rede von Frauen und nicht auch von Mädchen in Filmen und Serien, da die nervige Freundin oder Ehefrau üblicherweise nur selten unter 30 Jahre alt ist, noch seltener unter 20. Tatsächlich sind ihr (oft mittleres) Alter und ihre schwindende jugendliche Schönheit zusätzlich zu ihrem Verhalten häufig Rechtfertigungsgründe für ihren Freund oder Ehemann, jüngeren Mädchen und Frauen hinterherzustarren oder sogar fremdzugehen. Aufgrund der nahezu ausschließlich negativen Darstellung der nervigen (Ehe-)Frau heißen die Zuschauer:innen dieses Verhalten sogar meist gut anstatt es als einen schweren Fehler des Mannes zu betrachten, da „die Neue“ üblicherweise eine willkommene Abwechslung darbietet.
Filme und Serien, die die nervige (Ehe-)Frau als einen ihrer Charaktere besitzen, stellen Frauen somit häufig als lästig und nicht länger begehrenswert dar, sobald diese sich in einer Beziehung oder Ehe befinden. Sobald also eine feste Bindung und somit auch gewisse Verantwortungen und Pflichten bestehen, die der Mann zu erfüllen hat, „fällt der Schleier“ und sämtliche Anziehungskraft, die die Frau zuvor besaß, verwandelt sich in äußerst nervenaufreibende Attribute. Nicht selten geht diese Darstellung auch mit der Bemerkung einher, dass Beziehungen, und vielmehr noch Ehen, eine Falle sind, der Männer nicht mehr entkommen können, sobald Frauen sie in diese hineingelockt haben. Problematisch ist hierbei also die Implikation, dass Frauen nur so lange attraktiv sind, wie sie für lockere Flirts und eventuell auch heiße Nächte verfügbar sind, ohne gleichzeitig auch Erwartungen an Männer zu haben, Arbeit in eine Beziehung zu stecken. Zudem werden häufig Affären und Seitensprünge ebendieser Männer damit entschuldigt, dass diese den „Zwängen“ einer Beziehung oder Ehe entfliehen wollten und absolut recht damit haben.
Quellen:
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/WetBlanketWife
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/AwfulWeddedLife
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HenpeckedHusband
https://the-take.com/watch/the-nag-trope-its-time-to-write-it-out#
Von: Miriam
8. Dezember 2021
Bild: Engin_Akyurt auf Pixabay
Eindimensionale Darstellung von Frauen im Film
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