Männer und mentale Gesundheit
Pick up-Artists
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Viel Aufmerksamkeit, Interesse von anderen, Einladungen zu Dates – begehrt zu sein ist ein Gefühl, nach dem viele Menschen streben. Dies ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, immerhin kann es eine effektive Motivation und ein guter Antrieb dabei sein, sich selbst zu verbessern. Problematisch wird es jedoch, wenn man an den falschen Orten nach Ratschlägen dafür sucht, wie man begehrenswerter werden oder die wahre Liebe finden kann – wie etwa bei einer ganz speziellen Art selbsternannter Dating-Coaches, den Pick up-Artists.
Was sind Pick up-Artists eigentlich? Dabei handelt es sich um Männer, die auf Social Media in ihren Posts Männern Tipps dazu geben, wie sie ihre Traumfrau erobern können – Erfolg selbstverständlich garantiert. Auch hier spielt sich das Geschehen vor allem auf der Social Media-App TikTok ab, zumindest was den kostenfreien Teil angeht, aber auch Plattformen wie YouTube sind beliebt. Zielpublikum der Pick up-Artists sind vor allem junge Männer, die Probleme damit haben, eine Partnerin zu finden. Meist rücken die Pick up-Artists mit ihren „wertvollsten“ Ratschlägen nur gegen Bezahlung heraus, wofür man sich zunächst für (üblicherweise sehr teure) Programme anmelden oder auf kostenpflichtigen Plattformen registrieren muss.
So weit, so gut – verboten ist es ja nicht, Dating-Tipps zu teilen und zu verkaufen, auch, wenn diese vielleicht nur wenig tatsächliche Wirkung zeigen. Durchaus kritisch betrachten sollte man allerdings, was diese Tipps, Tricks und Anweisungen an Männer beinhalten. Auch hier findet sich nämlich ein großes Maß an Sexismus und veralteten Rollenbildern. Pick up-Artists predigen ein sehr ungleiches Geschlechterverständnis, von dem sie auch ihre Tipps ableiten: Männer sollen dominant sein, Frauen hingegen passiv. Damit Männer auch tatsächlich als „richtige“ Männer wahrgenommen werden, müssen sie erfolgreich sein, allein darin liegt laut den Pick up-Artists nämlich ihr Wert für Frauen, alles andere ist bloß nebensächlich (sämtliche Frauen, die dem widersprechen, seien bloß eingeschnappt oder verbittert, oder noch schlimmer: Feministinnen).
Die teilweise sehr manipulativ anmutenden Tipps und Tricks, die die Pick up-Artists mit ihrem Publikum teilen, wirken teils so von jeder Realität entfernt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass ein Mann damit tatsächlich Erfolg bei Frauen haben könnte – was womöglich durchaus der Realität entspricht. Immerhin machen Pick up-Artists mehr Geld, wenn die Männer ihrer Zielgruppe mehr beziehungstechnische Fehlschläge erleiden und daher auch mehr ihrer Ratschläge benötigen. Diese vermeintliche Taktik könnte jedoch nicht nur den Pick up-Artists mehr Geld in die Taschen schaufeln, sondern auch ihre Kunden noch weiter verunsichern und immer verbissener an dem Ideal eines „richtigen“ Mannes festhalten lassen, von dem sie nahezu besessen werden. Minderwertigkeitsgefühle und Frauenhass sind nur zwei mögliche unerfreuliche Entwicklungen von vielen, die die Männer in eine Abwärtsspirale treiben könnten. Sämtliche weitere Schattenseiten der Pick up-Artists – Stichwort
Es braucht also auf jeden Fall gute männliche Vorbilder, zu denen junge Männer in Phasen, in denen sie mit ihrer Identität hadern, aufschauen können, anstelle von Personen, die gerade diese Unsicherheiten ausnutzen. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
Quellen:
https://www.buzzfeed.de/news/dating-coaches-tiktok-sexismus-stereotypen-expertin-92158683.html
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/dating-coaches-100.html
Von: Miriam
29. September 2024
Bild: Foto von Katherine Kromberg auf Unsplash
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