Filme manipulieren jeden Menschen, der sie sich ansieht. Während man vor dem Bildschirm oder der Leinwand sitzt und allem gespannt zuschaut, was sich darauf abspielt, so sieht man doch nur exakt das, was man sehen soll. Beeindruckende Szenen, gefilmt aus bis ins letzte Detail geplanten Kamerapositionen und untermalt von mitreißender Musik – kaum jemand kann sich der Macht einer solch ausgeklügelten Produktion vollständig entziehen. Kein Wunder also, dass Filmproduktionen auch für Propagandazwecke seit jeher äußerst beliebt waren und es auch noch immer sind. Eine besonders begabte Regisseurin, die äußerst erfolgreiche und manipulative Propagandafilme für das NS-Regime drehte, war Leni Riefenstahl.

Da Leni Riefenstahls Produktionen, besonders ihr Film „Das blaue Licht“, Adolf Hitler sehr beeindruckten, überlegte er mit Joseph Goebbels, wie ihr Talent dem Nationalsozialismus dienen könnte und beauftragte sie mit dem Dreh ihres ersten Filmes für die NSDAP, „Sieg des Glaubens“. Der Film, der am 1. Dezember 1933 begleitet von Applaus und Anerkennung seine Uraufführung hatte, dokumentierte den fünften Reichsparteitag der NSDAP mit besonderem Auge auf die Ästhetik und half so, die Selbstdarstellung der Nationalsozialisten zu zementieren.

Bundesarchiv, Bild 146-1988-106-29 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en>, via Wikimedia Commons

Dieser Film blieb selbstverständlich nach dem enormen Erfolg, den er erbrachte, nicht der einzige – ein Jahr später, 1934, wurde Leni Riefenstahl mit einem weiteren Filmprojekt betraut, diesmal über den sechsten Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg. Auch hier leistete sie großartige Arbeit: Der Film, dessen Titel „Triumph des Willens“ lautet, wurde vom Publikum gut aufgenommen und brachte ihr sowohl den Deutschen Filmpreis als auch die Goldmedaille in Venedig ein. Verantwortlich dafür waren vor allem der vielfältige Bilder-Rhythmus, die speziellen Kameraeinstellungen, die ungewöhnlichen Schnitte und die Licht- und Musikeffekte, die den Film zu einem der bekanntesten und wirkungsvollsten Propagandafilme überhaupt machten.

Nachdem Leni Riefenstahl noch zwei weitere kleine Filme für die NSDAP gedreht hatte, begann sie 1936 ihr nächstes größeres Projekt für das NS-Regime, ihr zweiteiliges Olympia-Epos „Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“, dessen Produktion ganze drei Jahre in Anspruch nahm. In den beiden Teilen ihres Werkes dokumentierte sie die olympischen Spiele nicht bloß, sondern macht diese zu einer Form der Kunst und zelebriert mit den Bildern das Ideal des athletischen, kämpferischen Körpers. Für diese beiden Filme erfuhr Leni Riefenstahl ebenfalls große internationale Anerkennung, etwa durch den ersten Preis bei den Filmfestspielen in Venedig. Ihre Olympia-Produktion war allerdings auch die letzte große, die sie für die NSDAP unternahm – nachdem sie die ersten Bilder von toten Soldaten und der Zivilbevölkerung an der Front gedreht hatte, lehnte sie jeden weiteren Auftrag von Seiten des NS-Regimes ab.

Unknown (Keystone-France), Public domain, via Wikimedia Commons

Leni Riefenstahls Leistungen als Regisseurin – vor allem hinsichtlich Kameraführung, ungewöhnlichen Auf- und Untersichtsperspektiven sowie Schnitt- und Montagetechnik – hatten großen Einfluss auf viele bekannte Nachkriegsregisseure und gelten auch heute noch als innovativ und modern. Was ihre Propagandafilme so herausstechend und wirksam machte, war ihr ausgeprägter Sinn für Ästhetik. Um beispielsweise für möglichst fließende Bilder zu sorgen, ließ sie sich so einiges einfallen: Sie montierte Lifts für Kameras an Fahnenstangen, nahm Kameraschwenks von Feuerwehrleitern aus auf oder hielt ihre Kameraleute sogar dazu an, das Rollschuhfahren zu lernen. Für jedes ihrer Projekte drehte sie Unmengen an Filmmaterial, das anschließend noch aufwendig geschnitten werden musste, was Leni Riefenstahl teils auch ganz allein tat. Für ihr Olympia-Epos ging sie sogar noch einen Schritt weiter: Da es ihr zu reizlos erschien, die 100 Wettkämpfe bloß zu dokumentieren, schrieb sie kurzerhand ein Drehbuch über die Olympischen Spiele. Die Ergebnisse all dieses Aufwands, den sie für ihre Produktionen betrieb, waren – und sind noch immer – enorm: Kaum ein Zuschauer kann sich ihre Filme ansehen, ohne beeindruckt von der Schönheit der Aufnahmen zu sein, die durch ihre beeindruckenden und makellosen Bilder einst der NSDAP bei ihrer Selbstinszenierung halfen.

So grandios Leni Riefenstahls künstlerisches Wirken auch sein mag, bleibt als Fazit doch, dass diese Kunst in den falschen Händen oder mit verwerflichen Zielen zu einer gefährlichen Waffe werden kann.

Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/leni-riefenstahl-tot-die-aesthetin-des-absolut-schoenen-1.895416
https://www.mdr.de/zeitreise/ns-zeit/leni-riefenstahl-triumph-des-willens-100.html
https://www.dhm.de/lemo/biografie/leni-riefenstahl

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Von: Miriam

30. September 2021

Bild: Unknown author; cropped and stripped by Beyond My Ken, Public domain, via Wikimedia Commons

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