Wo man sich ein möglichst toxisches, überholtes und insgesamt sehr schädliches Verständnis vom Mannsein holen kann, kann man bereits aus den bisherigen Beiträgen dieser Blogreihe herauslesen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wo kann man bessere Vorbilder finden? Wir wissen, welches Modell vom Mannsein allenfalls zu einem schlechten Selbstbild führt und wer als Vorbild nicht geeignet ist – doch wo muss man hinschauen, wenn man nach einem guten Vorbild sucht?

Positive männliche Rollenbilder sind ausgesprochen wichtig für heranwachsende Burschen und junge Männer. Die Möglichkeiten dafür, wer denn ein solches positives Rollenbild sein kann, sind zahlreich: Väter, Großväter, Onkels, ältere Brüder, Kindergärtner, Lehrer, Trainer, Mentoren…die Liste lässt sich noch eine ganze Weile weiterführen. Eines haben all diese Männer jedoch gemeinsam: Sie können stark beeinflussen, mit was für einem Männerbild die nächste Generation aufwächst.

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Besonders bedeutsam sind – und das gilt heute wie vor vielen Jahren in der Vergangenheit, und vermutlich auch in der Zukunft – die Männer im eigenen sozialen Umfeld. Diese sind immerhin die ersten Männer, mit denen Menschen, in diesem Fall hier insbesondere Burschen, in Kontakt kommen, und damit auch einen besonders wesentlichen Beitrag zu deren Männerbild beitragen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass viele der Männer, die momentan Vorbild für die heranwachsende Generation sind, selbst noch nach einem traditionellen Männerbild großgezogen wurden und dieses – gewollt oder ungewollt – an Burschen weitergeben. Gerade hier ist es jedoch wichtig, dass sich Männer damit auseinandersetzen, was sie den Heranwachsenden eigentlich für ein Bild vorleben. Kochen sie, singen sie mit ihren Kindern, reden sie offen über ihre Emotionen, trösten sie andere, können sie gut mit Niederlagen umgehen, gehen sie selbstbewusst mit ihren weniger „traditionell männlichen“ Hobbys und Vorlieben um? Je selbstsicherer Männer in der Umgebung von Burschen auftreten und je vielfältiger die Vorbilder sind, die die Heranwachsenden sehen, desto eher entwickeln diese selbst ein Männerbild, das losgelöst vom traditionellen „richtigen Mann“ ist.

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Selbstverständlich kann man etwa auf Social Media nach Influencern suchen, die ein neueres, verwundbareres Männerbild als das traditionelle Bild des „starken, emotionsarmen Mann“ propagieren. Die gibt es auch: Junge Männer, die dem toxischen Männerbild entgegenwirken wollen, das die sozialen Medien derzeit zu prägen scheint. Diese Gruppe männlicher Influencer betont etwa, dass sie sich nicht dafür schämen, „feminine“ Charakterzüge zu besitzen und zelebrieren diese sogar. Ziel dieser Influencer ist es, anderen Männern die Angst davor zu nehmen, „zu feminin“ zu sein, und dies stattdessen viel eher als Stärke zu definieren. Betrachtet man das Ganze einmal logisch: Weshalb sollte es denn als Schwäche gelten, mit sich und seinen Emotionen im Reinen zu sein? Dies spricht doch viel eher für einen reifen, selbstsicheren Charakter. Und gerade junge, männliche Influencer dürften dabei auch durchaus Erfolg haben – immerhin sind diese eine Gruppe, mit der sich junge Männer identifizieren können, die mit ihrem Selbstbild zu kämpfen haben, und die gleichzeitig auch authentische Ratschläge und Erfahrungen teilen können.

Quellen:
https://www.worcester.ac.uk/about/news/academic-blog/psychology-blogs/the-importance-of-positive-male-role-models.aspx
https://www.ardalpha.de/wissen/psychologie/neues-rollenbild-maennlichkeit-maenner-vorbild-job-100.html
https://topos.orf.at/antitoxische-maennlichkeit100
https://www.deutschlandfunk.de/schwerpunktthema-welches-maennliche-vorbild-zaehlt-100.html

One Comment

  1. Barbara Kasper 7. Oktober 2024 at 8:09 - Reply

    👏👏
    Danke für die ganze Serie!
    Barbara

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