Altern abseits des Scheinwerferlichts

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Points4Action – Ein Projekt, das Alt und Jung verbindet
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Über Points4Action berichteten wir bereits in einem früheren Beitrag – dabei handelt es sich um ein Projekt, bei dem Jugendliche mit älteren Personen interagieren und für ihr Engagement durch die sogenannten „Points“ belohnt werden, die sie zum Beispiel in ausgewählten Pizzerien einlösen können. Nun aber noch einmal zurück zum Anfang und diesmal ausführlicher. Wie ist Points4Action denn überhaupt entstanden?
Wie so viele Geschichten begann auch die von Points4Action mit einer Idee – einer Idee, die Mag. Cornel Gmeiner zum ersten Mal ungefähr im Jahr 2005 nach einem sehr graphischen Fernsehbericht über ein Pflegeheim kam. Anfangs sah diese Idee noch sehr diffus aus: Was, wenn man Jugendliche mit all ihrer Lebensvitalität mit Leuten in Kontakt bringt, die sich sozusagen in der „letzten Station“ ihres Lebens befinden?
Natürlich kann man ein solches Projekt nicht einfach so über Nacht auf die Beine stellen, weswegen er sich auf die Suche nach Personen machte, die vielleicht schon einmal etwas Ähnliches probiert haben. Diese fand er auch: Sowohl beim Senior:innenbüro der Stadt Graz, bei der youngCaritas, als auch beim LOGO-Jugendinfoservice wurde er fündig. Gesagt, getan. Vertreterinnen aller drei Organisationen wurden am 8. März 2005 zu einem Gespräch eingeladen, wo Herr Gmeiner von seiner Idee berichtete und dabei auf Zuspruch stieß. Schnell war ein gemeinsamer Wille geboren, ein Projekt aufzubauen, bei dem Jugendliche mit Senior:innen in Grazer Pflegeheimen in Kontakt kommen.
Von März 2005 bis Juni 2006 fanden einige weitere solcher Treffen statt, bei denen diskutiert wurde, wie das Projekt denn aussehen sollte. Zum Beispiel wollte man, dass Points4Action sich wirklich nur auf Jugendliche und ältere Menschen fokussiert, oder auch, dass man mit den Punkten, die die Jugendlichen für ihr Engagement erhalten, auch tatsächlichen Wert konstruiert, sie also quasi zu einem attraktiven Zahlungsmittel macht. Wichtig war hier, dass die Jugendlichen keine Anstrengung beim Umrechnen der Points haben (1 Stunde = 1 Point) und diese direkt in den Einrichtungen erhalten. Generell wurde auch sehr darauf geachtet, dass die Jugendlichen möglichst frei sind, also vollkommen selbst entscheiden können, ob sie überhaupt bei Points4Action mitmachen wollen, wie oft, wann und wo sie in Einrichtungen vorbeischauen möchten und wie sie ihre Aufenthalte dort gestalten wollen.
Wie aber lief das Ganze nun ab? Das Grundkonstrukt war bereits da und auch die verschiedenen Player standen schon fest: Die Heime, die von ihrem Glück noch nichts wussten, die Firmen, mit denen man bezüglich der Points kooperieren wollte, und die Jugendlichen, die ebenfalls noch nicht im Bilde waren. Zunächst ging es also einmal darum, alle Fronten abzuklären, um einen guten Start für Points4Action zu garantieren.
Zuallererst wurden die älteren Menschen in den Altersheimen gefragt, ob sie überhaupt Kontakt mit den Jugendlichen wollen und wie dieser aussehen soll – eine Umfrage, bei der sich starke Zustimmung der Senior:innen herauskristallisierte und auch gleich einige Ideen und Wünsche für die Jugendlichen bekannt gegeben wurden. Als Nächstes waren dann die Heime dran, mit denen ein gewisser Grundstandard vereinbart wurde: Wenn die Jugendlichen in den Einrichtungen anrufen, dann sollen sie freundlich aufgenommen werden, und auch bei ihrer Ankunft in den Heimen sollte ihnen Zeit gewidmet werden, um ihnen alles zu erklären – ganz zu schweigen davon, dass ihnen nicht einfach Aufgaben wie Kisten in den Keller tragen oder in der Küche helfen zugeteilt werden, bei denen sie nicht einmal in Kontakt mit den Senior:innen kommen. So kam es schließlich auch zu den Kontaktpersonen für die Jugendlichen, von denen es pro Einrichtung jeweils eine gibt. Und dann war natürlich noch wichtig, möglichst viele Firmen anzuwerben, die bereit dazu waren, bezüglich des Punktesystems zu kooperieren – eine Aufgabe, die sich als durchaus aufwendig erwies, da Herr Gmeiner nach einem eher unerfolgreichen ersten Versuch durch ein Werbeunternehmen die Sache selbst in die Hand nehmen und verschiedenste Unternehmen abklappern musste. Dabei achtete er darauf, vor allem den Freizeitbereich gut abzudecken, also Essen, Trinken, aber auch Spiele und Bücher; seit 2014 ist auch der Graz Gutschein dabei.
Letzten Endes ging alles glatt und Points4Action startete am 8. Juni 2006 mit 249 Jugendlichen in der Generalmusikdirektion, wo auch gleich jede:r den ersten Point erhielt. Natürlich gab es zwischendrin immer mal wieder Stolpersteine wie etwa das Fälschen von Points, aufgrund dessen fälschsichere Punkte entwickelt wurden, oder Corona, das den Heimbesuchen einen Strich durch die Rechnung machte – inzwischen gibt es Points4Action allerdings doch bald schon 20 Jahre.
Start Points4Action 2006
Nächstes Mal geht es darum, was bei Points4Action so alles in der Zwischenzeit passiert ist und wie die Jugendlichen das Projekt erleben.
Herzlichen Dank an dieser Stelle an Mag. Cornel Gmeiner, der sich die Zeit für ein ausführliches Interview genommen und mit solch ansteckender Begeisterung vom Projekt erzählt hat, dass die Autorin dieses Beitrags am liebsten gleich selbst mitmachen würde, wäre sie noch in der richtigen Altersgruppe dafür.
Von: Jutta
20. März 2025
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